Veranstaltungsarchiv |
7.6.2010 – Einweihung der Namenstafel auf dem Friedhof „Unter den Linden”, Reutlingen |
Mahnmal des Reutlinger Künstlers Richard Raach (1906-1979)
Foto: Winter 2005 / 2006 |
3.12.1_mahnmal_1.jpg (0,1 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Als der Reutlinger Oberbürgermeister Oskar Kalbfell im Februar 1952 im Reutlinger Gemeinderat über die Leichentransporte zum Krematorium Reutlingen berichtete und auf dem Friedhof Unter den Linden Richard Raachs Mahnmal errichtet wurde, wurde das Lager Hailfingen wohl erstmals öffentlich zum Thema. Im November 1952 wurde die Skulptur an der Stelle aufgestellt, wo die Asche von 128 im Reutlinger Krematorium eingeäscherten KZ-Häftlingen, darunter 99 aus Hailfingen, begraben wurde. Die Krematoriumsarbeiter hatten die Überreste der Juden nicht, wie angeordnet, verstreut, sondern in Kisten am Rand des Friedhofs deponiert. Die Kisten wurden nach dem Krieg an diese Stelle, von einer auf die andere Seite des Friedhofs, umgebettet. Obwohl auch damals bekannt war, wessen Asche dort begraben liegt, konnte man sich offensichtlich nur auf die allgemein gehaltene Inschrift „Den Opfern der Gewalt 1933–1945” einigen. |
Mahnmal des Reutlinger Künstlers Richard Raach (1906-1979)
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3.12.2_mahnmal_1.jpg (0,2 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Am Rand des Friedhofs, nur durch eine Mauer von der stark befahrenen Rommelsbacher Straße getrennt, stand der Sandstein-Sarkophag ohne nähere Erläuterungen. Dieses Bild bot sich Johannes Kuhn im Winter 2005 / 2006, als er an dem Film „Geschützter Grünbestand” arbeitete. |
Sarkopharg und neue Namenstafel am Tag der Einweihung, dem 7.6.2010
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3.12.3_mahnmal_2.jpg (0,3 MB) 3.12.2_mahnmal_1.png (1,7 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Am 7.6.2010 schließlich wurde auf gemeinsame Initiative des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.” und Angehörigen der Opfer eine Tafel eingeweiht, auf der die Namen aller dort begrabenen Häftlinge zu lesen sind. Der Ort ist zwar derselbe, von einer letzten Ruhestätte kann bei vorbeirauschenden LKWs nicht die Rede sein, aber wie auch anderer Toter kann jetzt dieser ermordeten Menschen an einem Ort gedacht werden, an dem ihre Namen an sie erinnern. |
Reutlingens Oberbürgermeisterin Barbara Bosch (links) hält die Ansprache zur Einweihung der neuen Namenstafel.
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3.12.4_mahnmal_1.jpg (0,2 MB) 3.12.4_mahnmal_1.png (1,4 MB) 3.12.4_mahnmal_2.jpg (0,2 MB) 3.12.4_mahnmal_2.png (1,4 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Rechts im Bild: Marga Griesbach, selbst Holocaust-Überlebende und Tochter von Max Steinhardt, dessen Asche hier begraben liegt. |
Andere Angehörige und Interessierte hören zu:
Robert Wald (mit Schirmmütze), Sohn des hier begrabenen Alfred Wald; Hans van Straten (mit Halbglatze), Enkel des hier begrabenen Levie van Straten; der 2010 verstorbene Joop Koekkoek (mit Strohhut, daneben seine Frau), Sohn des hier begrabenen Barend Koekkoek. |
3.12.5_mahnmal_2.jpg (0,3 MB) 3.12.5_mahnmal_1.png (1,8 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Gruppenbild an der neuen Tafel: (v. l. n. r. ) Hans van Straaten, Leo de Wolf (Sohn von Benjamin de Wolf, der in Hailfingen starb, aber nicht in Reutlingen begraben liegt), Joop Koekkoek, OB Barbara Bosch, Marga Griesbach, Robert Wald, dessen Stiefbruder Patrick Uitz, Birgit Kipfer, Vorsitzende des Vereins 'Gegen Vergessen Für Demokratie' - Sektion Herrenberg, Böblingen, Tübingen
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3.12.6_mahnmal_2.jpg (0,3 MB) 3.12.6_mahnmal_1.png (1,7 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Die neue Tafel mit den Namen aller 128 in Reutlingen eingeäscherten KZ-Häftlinge
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3.12.7_mahnmal_2.jpg (0,3 MB) 3.12.7_mahnmal_1.png (1,7 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Die neue Namenstafel (Ausschnitt)
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3.12.8_mahnmal_2.jpg (0,3 MB) 3.12.8_mahnmal_1.png (1,2 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Informationstext auf der neue Namenstafel
(Das Foto ist aus drei Einzelbildern zusammengesetzt.) |
3.12.9_mahnmal_1.jpg (0,3 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Zu lesen ist: „Unter dem 1952 von Bildhauer Richard Raach geschaffenen Sarkophag ruht die Asche von 128 meist jüdischen Männern aus 15 Nationen. Ihr Leidensweg führte sie im Herbst des Jahres 1944 über die Konzentrationslager Auschwitz und Stutthof in verschiedene KZ-Außenlager nach Württtemberg, wo hunderte an Hunger und Entkräftung starben. Zwischen Oktober 1944 und Januar 1945 wurden die Leichname von 128 KZ-Opfern aus den Lagern Hailfingen/Tailfingen, Bisingen, Dautmergen und Schömberg im Reutlinger Krematorium verbrannt. An sie wird hier erinnert. Ihre Namen, ihre Herkunft und ihre Geburts- und Sterbedaten sind auch in dem 1999 herausgegebenen Gedenkbuch der Stadt Reutlingen 'Die Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945. Die Toten des zweiten Weltkriegs' aufgeführt.” |