Jüdische Häftlinge: Porträts / Dokumente
Jack Spicer
Jankel Feldpicer, der sich später Jack Spicer nannte, wurde am 15.12.1930 in Wierzbnik in Polen geboren, das ab 1939 ein Stadtteil von Starachowice war. Er hatte vier ältere Brüder. Zu Hause wurde Jiddisch gesprochen.
In Starachowice wurde im April 1941 ein Ghetto errichtet, das bis zum Oktober 1942 bestand. Bis 1944 war Jankel Feldpicer in verschiedenen Lagern; Seine Eltern, die Schneider waren, mussten im Lager Starachowice Uniformen für die Wehrmacht herstellen. Außer seinem ältesten Bruder, dem es gelang, nach Warschau zu fliehen und mit falschen Papieren unterzutauchen, kam die ganze Familie schließlich nach Auschwitz-Birkenau, wo Jankel vom Vater und den Brüdern getrennt wurde und seine Mutter im Frauenlager zum letzten Mal sah.
Von Auschwitz kam er im November 1944 über Stutthof nach Hailfingen (Natzweiler-Nummer 40 595). In Hailfingen wurde er zu verschiedenen Arbeitseinsätzen eingeteilt und erlebte, wie der Flugplatz durch Jagdbomber beschossen wurde. Sein Bruder Zacharia(s) Feldpicer starb nach seiner Aussage in Hailfingen. Spicer kam von Hailfingen nach Dautmergen, wo Ölschiefer gebrannt wurde, und von dort am 7.4.1944 nach Dachau. Auf dem Evakuierungsmarsch in Richtung Süden gab es viele Tote; es gab nichts zu essen, keine Decken, es war kalt und es schneite.
Bei Landsberg/Lech wurde Jack Spicer befreit, zwei Monate verbrachte er im DP-Lager, danach fuhr er nach Italien, reiste illegal in Israel ein, arbeitete in einem Kibbuz, war bei der Armee (Marine) und fand danach Arbeit bei der Handelsmarine.
Er nahm Kontakt auf zu den überlebenden Brüdern, wanderte 1954 nach Australien aus, wo zwei seiner Brüder lebten, und heiratete Helen Sekler, mit der er vier Söhne hat. Er änderte 1954 seinen Namen und richtete mit den Brüdern eine Schneiderei ein.
Jack Spicer lebt in Melbourne (Australien), sein Sohn Maurice plant für Frührjahr 2012 eine Reise nach Hailfingen/Tailfingen.
(Quelle: Volker Mall, Harald Roth: Jeder Mensch hat einen Namen, Berlin 2009; Interview Shoah-Foundation, USC-Code 31 380)
Miniatur Jack Spicer im Nummernbuch
Ausschnitt Nummernbuch

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Quelle:
Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service)
Jankel Feldpicer, der sich nach seiner Hochzeit Jack Spicer nannte, im Nummernbuch des Stammlagers Natzweiler, in dem 600 Häftlinge aufgelistet wurden, die für den Transport nach Hailfingen bestimmt waren. Hier wird er unter der Nummer 40595 geführt. Jack Spicer wurde am 15.12.1930 geboren. Das mit 1.10.25 angegebene Geburtsdatum zeigt, dass sich der damals 13-Jährige über fünf Jahre älter ausgegeben hatte.
Vollständiges Nummernbuch
Miniatur Jack Spicers Eltern
Jack Spicers Eltern:
Hanna und Mejer Feldpicer
ca. 1928

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kzht.ar.ju.spi_eltern_1.zip (0,1  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
„Wir hatten [in Starachowice] ein zweistöckiges Haus und einen Laden im Erdgeschoss [...] eine Schneiderei, mein Vater hatte ein paar Angestellte, um Maßanzüge zu fertigen. [...] Wir waren ganz traditionelle Juden, mein Vater ging jeden Samstag zur Synagoge. Als wir größer waren, gingen wir mit ihm. [...] [Wir waren] eine sehr glückliche Familie. Mittelklasse, nicht arm und nicht reich, wir hatten zu essen. [...] Die Aufnahme ist in Starachowice vor dem Krieg entstanden. Das sind mein Vater Mejer Feldpicer und meine Mutter Hanna Feldpicer. Seit 1944 habe ich sie nicht mehr gesehen.” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Beide Eltern verlor Jack Spicer in Auschwitz aus den Augen. Es fehlt jegliche Spur. Sein Vater soll, wie Spicer später gerüchteweise erfuhr, dabei zu Tode gekommen sein, als versehentlich ein Deportationszug bombardiert wurde.
Miniatur Jack Spicers Mutter
Jack Spicers Mutter:
Hanna Feldpicer
„vor dem Krieg”

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kzht.ar.ju.spi_mutter_1.zip (0,1  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
„Das ist meine Mutter. Diese Aufnahme ist vor dem Krieg entstanden, in Polen, in Starachowice. Zum letzten Mal habe ich sie 1944 im Frauenlager von Birkenau gesehen. Ich war im Kinderlager. [...] Ich sehe das Bild noch vor mir. Da waren Elektrozäune, und da war ein Graben zwischen dem Zigeunerlager – so haben sie es genannt, wo wir waren – und den Frauen. Ein Graben. Und ein Elektrozaun hier und einer drüben. Und meine Mutter hat jeden Tag geschrien und geweint. Jeden Tag ist sie herausgekommen, 50 oder 100 Meter. Man konnte nichts machen. Ich bin nicht der einzige gewesen, da waren auch viele andere Leute. Und dann eines Tages, ich weiß nicht, ob wir weggegangen sind oder sie, ich habe sie jedenfalls nie wieder gesehen.” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Familienfoto und Foto des Bruders auf dessen Seite
Miniatur Jack Spicer auf der Transportliste von Dautmergen nach Dachau
Seite 14 der Transportliste von Dautmergen nach Dachau vom 7.4.1945

Jack Spicer ist unter dem Namen Jankiel Feldpicer als 740. Häftling zu finden.

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Quelle:
Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service)
Auf Seite 14 der „Namentliche[n] Transportliste der am 7. April 1945 vom KL Natzweiler Arbeitslager Dautmergen nach dem KL Dachau[-Allach] überstellten 973 arbeitsunfähigen Häftlinge” findet sich als 740. Häftling ‚Jankiel Feldpicer’. Als Beruf hatte er „Schneider” angegeben. Man muss allerdings bedenken, dass er in Wirklichkeit erst 11 war, als in seinem Heimatort ein Ghetto eingerichtet wurde. Eine Schule gab es dort nicht mehr, er verbrachte die Zeit mit anderen Kindern auf der Straße, versteckte sich immer wieder unter dem Arbeitstisch der Schneiderwerkstatt seiner Eltern, wenn Nazis kamen.
Im einzigen uns vorliegenden Interview vom 11.5.1997 lässt Jack Spicer den Aufenthalt in Dachau aus. Seine Erinnerung an die Lager, in denen er kurz vor Kriegsende leiden musste, ist nur noch sehr vage. Wenn man den zeitlichen Abstand und seinen damaligen körperlichen Zustand berücksichtigt, ist es nur verständlich, dass es ihm nicht mehr immer möglich war/ist, einzelne Erinnerungen den genauen Lagern zuzuordnen.
Morris Pelcman, der auf dem selben Transport war
Miniatur Jack Spicer auf der Zugangsliste in Dachau-Allach
Seite 1 der Zugangsliste von Häftlingen, die aus Dautmergen in Dachau-Allach ankamen.

Jack Spicer ist unter dem Namen Jankiel Feldpicer als 37. Häftling zu finden.

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Quelle:
Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service)
Auf dieser Zugangsliste wurden die überlebenden Häftlinge nach ihrer Ankunft am 12. April in Dachau-Allach noch einmal registriert. Jack Spicer ist (wieder unter dem Namen Jankiel Feldpicer) als 37. Häftling zu finden.
Miniatur Jack Spicer unter Kindern der Jüdischen Brigade
Jankel Feldpicer (Jack Spicer) unter Kindern der Jüdischen Brigade

Herbst 1945 („Ungefähr sechs Monate nach der Befreiung”)

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kzht.ar.ju.spi_brigade_1.zip (1,5  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
Jack Spicer wurde in der Nähe von Landsberg am Lech von den Amerikanern bei einem Todestransport befreit. Anschließend wurden die Häftlinge medizinisch versorgt und in Militärfahrzeugen „in eine Kaserne” (DP-Lager Landsberg) transportiert. Diese Aufnahme „mit der Jüdischen Brigade aus Israel” wurde dort („in der Nähe von Landsberg”) aufgenommen. Die Kinder waren alle aus verschiedenen Konzentrationslagern (v. a. aus Dachau und seinen Außenlagern) befreit worden.
„Und auf der anderen Seite [der zerstörten Brücke in Landsberg] waren andere LKWs, die uns dann in die Kaserne gebracht haben. Landsberg war wie ausgestorben, da war kein Mensch. Aber dann haben wir natürlich auch andere Leute kommen sehen, Amerikaner, Engländer, Juden. Und sie haben uns ausgefragt. Und sie haben geholfen, wo immer sie konnten. Sie brachten uns zusammen ... und gaben uns Kleidung. Das war sehr nett von ihnen. Dann kam die Jüdische Brigade, und die hat uns Jugendliche alle abgeholt und nach Italien gebracht. [Im DP-Lager waren wir] vielleicht ungefähr zwei Monate.” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Von Italien aus übers Mittelmeer gelang Jack Spicer die illegale Einreise nach Israel.
Miniatur Jack Spicer in Israel
Oben: Jankel Feldpicer (Jack Spicer) in Israel

Datum ungeklärt
(vermutl. 1946–1948)

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Quelle:
University of Southern California (USC)
Außer dass es in Israel aufgenommen wurde, liegt uns über dieses Foto momentan (noch) keine Information vor.
Miniatur Jack Spicer bei der Israelischen Marine
Jankel Feldpicer (Jack Spicer) bei der Israelischen Armee (Marine)

ca. 1948–1951 (im Interview vom 11.5.1997 widersprüchliche Angaben)

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Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
Nachdem Jack Spicer in zwei verschiedenen Kibbuzim gelebt hatte, musste und wollte er, als 1948 der Israelische Unabhängigkeitskrieg ausbrach, zum Militär. Mit drei Freunden meldete er sich in Tel Aviv und wurde sofort in die Berge vor Jerusalem abkommandiert, wo er „hier und da ein bisschen” kämpfte. Doch nach dem ersten Waffenstillstand bot sich für Spicer und seine Freunde die Gelegenheit, zur Marine zu wechseln: „Also sind wir da hingegangen, wurden gemustert [...] etwa vier von uns sind da hin, Itzek, Naftali, Mischka und ich, und wir wurden angenommen. Und ab sofort haben wir auf einem Schiff gearbeitet. [...] Danach kamen wir auf ein größeres Schiff, [...] eine große Korvette, sehr schön. Wir sind immer unterwegs gewesen. Auf Deck haben wir die Kanonen bedient. Mein Freund Mischka hat im Maschinenraum gearbeitet, Naftali war auch an Deck, Itzek war an Deck, ja, das war ganz nett. [...] Bis wir die Armee verlassen haben. [...] In den frühen Fünfzigern war das zu Ende. [...] [Und dann hatten wir] keine Arbeit, haben keine gefunden, hatten keine Wohnung. Wir hatten niemanden.” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur Jack Spicer bei der Handelsmarine
Jankel Feldpicer (Jack Spicer) bei der Handelsmarine
ca. 1950–1954

Er selbst steht (laut Interview vom 11.5.1997) vorne links, die anderen beide waren Freunde aus der Besatzung, einer der beiden hieß (mit Vornamen) Zwi.

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Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
„Und wir haben dann schließlich Arbeit bei ZIM [großes israelisches Schiffahrtsunternehmen] gefunden, und da haben wir gearbeitet, bis ich aus Israel weggezogen bin. [...] Ich habe an Deck gearbeitet – als Quartiermeister. 1950 sind wir mit der ‚Ben Gurion’, einem Kriegsschiff, nach New York gefahren. Und wir sind [anlässlich des Staatsbesuchs von Ministerpräsident David Ben-Gurion] in New York zur Parade aufgezogen. Das war sehr komisch, wir sind in der 42nd Street gestanden, was glauben Sie, wie viele Juden kamen, um das Schiff zu sehen? Eine Million! Jeden Morgen mussten wir einige hundert Flaggen aufziehen und abends wieder einholen. Das war harte Arbeit, und die Leute haben kilometerlange Schlangen gebildet, um das Schiff zu sehen.” (Jack Spicer, 11.5.1997) Ben Gurion habe er nicht gesehen, aber einmal sei der zweite israelischen Ministerpräsident Mosche Scharet an Deck auf ihn zugekommen und habe ein paar Worte mit ihm gewechselt.
Die Arbeit auf See hat Jack Spicer sehr schön in Erinnerung, von ihr erzählte er auch gerne seinen Kindern und Enkeln. Auf Passagierschiffen lernte er viele Leute kennen und kam viel herum: „Nach Amerika zu kommen, hat mir die Augen geöffnet. Sie hatten immer die besten Plätze, in der 42. oder 43. Straße. Das ist bei den Hochhäusern. 80 Stockwerke ... so etwas hatten wir noch nicht gesehen. Wir hatten kein Geld. Auf den Fahrten nach Amerika bekamen wir nur sehr schlechte Bezahlung. Wenn wir also, sagen wir, zwei Wochen dort geblieben sind, haben wir dort eine Woche für irgendwen gearbeitet, Malerarbeiten oder so etwas. So hatten wir ein bisschen Geld und konnten einige Sachen kaufen. Auf dem Heimweg haben wir in Marseille und Neapel Halt gemacht, und da haben wir auch ein paar Sachen gekauft. In Israel gab es zu der Zeit keine Äpfel. Deshalb habe ich auf dem Rückweg immer zwei Kisten Äpfel gekauft [und Freunden mitgebracht]!” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur S. S. Jerusalem
S. S. „Jerusalem” (I)
(Postkarte, Datum unklar)


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Quelle:
ssmaritime.com/ZIM-1.htm
Text:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
Jack Spicer arbeitete unter anderem auf diesem ersten israelischen Transatlantikliner: „Und dann, als ich für ZIM arbeitete, habe ich auf der ‚S. S. Jerusalem’ gearbeitet. Das war ein riesiges [ursprünglich] argentinisches [Passagier-]Schiff. Sehr groß, 42.000 Tonnen. [...] Und wir haben jede Reise mitgenommen, wir sind vor allem nach Amerika gefahren. Als wir einmal zurückgekommen sind, mussten wir eine Menge Leute von Histadrut [Dachverband der Gewerkschaften Israels], von ZIM und ihre Familien an Bord nehmen, für eine 24-Stunden-Kreuzfahrt im Mittelmeer. Da habe ich viele Leute getroffen. Mosche Dajan [späterer Außenminister] war da in der Menge und andere Minister. Wir haben sie auf eine 24-stündige Kreuzfahrt mitgenommen, das war sehr schön.”
(Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur Hochzeit
Jankel Feldpicer (Jack Spicer) und seine Frau Helen (geb. Sekler) bei ihrer Hochzeit
1956

a) Hochzeitspaar (wie Miniatur)
b) Hochzeitsgesellschaft nach der Trauung vor der Melbourne-East-Synagoge


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kzht.ar.ju.spi_ssjerusalem_1.zip (1,4  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
„Ich bin 1954 nach Australien gekommen. [...] Nach Melbourne. Zwei Brüder von mir lebten hier. Ich hatte damals starkes Heimweh. Ich habe hier keinen Platz für mich gefunden, in Israel hatte mich ja jeder gekannt. Ich konnte keine 90 Meter gehen, ohne dass jemand gegrüßt hat. Und hier konnte ich die ganze Straße entlang gehen, ohne dass mich jemand beachtet hat. Beinahe wäre ich wieder zurückgegangen. Aber dann traf ich meine Frau. Wir sind uns bei einer Tanzveranstaltung [...] begegnet. Dann haben wir uns verlobt und geheiratet, das ist alles.” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur Auf dem Weg zur Synagoge
Gary, Maurice, Helen und Stanley Spicer.
1964/65

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kzht.ar.ju.spi_synagoge_1.zip (0,9  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
„Wir haben vier wunderbare Kinder gekriegt, alles Jungen. Meine Frau wollte ein Mädchen, und nach jedem Jungen hat sie wieder gesagt: ‚Kein Kind mehr.’ Dann hat sie wieder gesagt, dass sie eine Tochter haben müsse. Aber es wurde jedesmal wieder ein Junge. [...] Hier [auf dem Foto] sind mein Sohn Gary, Maurice, meine Frau und Stanley auf dem Weg zur Synagoge – vor unserem neuen Haus.”
„Ich bin kein religiöser Mensch, [aber] ich gehe ab und zu in die Synagoge, an den jüdischen Feiertagen. Wir kochen koscher. Meine Frau würde nie anderes Fleisch kaufen. [...] [Wir haben unsere Söhne] im Glauben [erzogen], dass wir Juden sind. Sie wissen, was das bedeutet. [...] Wir sitzen hier jeden Freitag zusammen. Meine Frau zündet die Sabbatkerzen an ... ganz traditionell. Kein Freitag vergeht ohne das. Und dann gehen sie zum Football” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur Jack Spicers Söhne
Jack Spicer (2. v. rechts)
Jacks Söhne (v. l. n. r.): Gary, Benny, Maurice, Stanley
Garys Söhne (Enkel): Jeremy (links), Matthew
ca. 1991 (?)

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Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
Dieses Foto zeigt alle vier Söhne von Jack und Helen Spicer. Bei welcher Gelegenheit es aufgenommen wurde, ist uns momentan nicht bekannt, vermutlich aber bei Garys Studienabschluss.
„Wir haben ihnen die beste Ausbildung ermöglicht. Die beste. Denn wir hatten keine, ich wusste also, dass es ohne Ausbildung schwer ist, in dieser Welt zu bestehen. Ich habe ihnen nie gesagt, dass sie nicht Berufe wie Installateur oder Zimmermann lernen sollten, das habe ich nie gesagt. Ich habe gesagt, was ihr auch macht, ihr braucht einen Beruf. Und so studierten sie Jura, und nun haben wir drei Rechtsanwälte. [Und der vierte] ist Immobilienmakler. [...] Ihm geht es gut.”
(Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur Jack Spicers Enkelkinder
(v. l. n. r.) Jack Spicer, Daniel, Matthew, Elise, (der Neugeborene) Samuel, Jeremy, (seine Frau) Helen.
19.8.1995 (laut Datumsangabe)

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kzht.ar.ju.spi_enkel_1.zip (0,8  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
„Jetzt haben wir eine Enkelin in Israel, und das ist für meine Frau [die sich immer eine Tochter gewünscht hatte] ... ich weiß nicht, wie ich das nennen soll ... für Elise würde sie alles tun. Sogar meine Schwiegertochter beklagt sich: ‚Warum kaufst du ihr so viel? Sie braucht nichts, sie hat doch alles!’ Aber das ignoriert meine Frau. Immer wenn sie in die High Street geht, findet sie etwas Schönes für Elise. Und dabei ist ihr nichts zu teuer. Für Elise ist der Himmel die Grenze.”
(Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur Gary Spicer mit Familie
Familie des Sohns Gary Spicer
Obere Reihe: Gary, seine Frau Bambi (?), Jeremy, Elise
Untere Reihe: Metthew, Daniel
ca. 1995

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kzht.ar.ju.spi_sohnisrael_1.zip (0,8  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Übersetzung: Heribert Kipfer, Johannes Kuhn
Jack Spicers ältester Sohn Gary zog mit seiner Familie ca. 1993 (von Australien) nach Israel. „[Elise] spricht immer noch ein bisschen Englisch, denn sie sprechen mit ihr auch Englisch. Aber sie spricht schon mit israelischem Akzent. Als sie hier weggezogen sind, war sie erst zweieinhalb. [...] Im September wird sie, glaube ich, sieben.” (Jack Spicer, 11.5.1997)
Miniatur Transkription des Shoah-Foundation-Interviews
a) Vollständige Transkription und Übersetzung des USC-Interviews mit Jack Spicer (1997)
44 Seiten

b) Tondatei Tape 1 (27:26 min)
c) Tondatei Tape 2 (27:51 min)
d) Tondatei Tape 3 (28:26 min)
e) Tondatei Tape 4 (27:02 min)
f) Tondatei Tape 5 (14:22 min)

(mp3, 160 kBits, 48 kHz, stereo)

kzht.ar.ju.spi_usctrans_a.pdf (1,3  MB)
kzht.ar.ju.spi_usctape1_b_2.mp3 (31,3  MB)
kzht.ar.ju.spi_usctape2_c_2.mp3 (31,8  MB)
kzht.ar.ju.spi_usctape3_d_2.mp3 (32,5  MB)
kzht.ar.ju.spi_usctape4_e_2.mp3 (30,9  MB)
kzht.ar.ju.spi_usctape5_f_2.mp3 (16,4  MB)

Quellen:
University of Southern California (USC)
Transkription und Übersetzung:
Heribert Kipfer, Lena Meck, Johannes Kuhn, Thomas Orr
Jack Spicer gab am 11.5.1997 ein ausführliches Interview für die ‚Shoah Foundation’. Die Shoah Foundation, vollständig ‚Survivors of the Shoah Visual History Foundation’ genannt, ist eine 1994 vom US-amerikanischen Regisseur Steven Spielberg gegründete gemeinnützige Organisation in den USA, die weltweit und in großem Umfang Schilderungen von Überlebenden des Holocaust auf Video aufnahm, um sie nachfolgenden Generationen als Unterrichts- und Ausbildungsmaterial zugänglich zu machen. Mitte der 2000er Jahre wurde die Shoah Foundation an die University of Southern California (USC) in Los Angeles an das dort gegründete Shoah Foundation Institute for Visual History and Education übergeleitet, das das gesammelte und archivierte Material inzwischen in dessen Visual History Archive zu Forschungs- und Lehrzwecken bereitstellt. Im Auftrag des Vereins ‚Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.’ wurde das komplette zweistündige USC-Interview mit Sam Baron transkribiert und übersetzt. Im Seminarraum der Gedenkstätte steht das Video-Interview jetzt mit deutschen Untertiteln zur Verfügung.
Fast alle Informationen und sämtliche Zitate auf dieser Seite stammen aus dem Interview.
Ausschnitt des Interviews, das Jack Spicer am 11.5.1997 für die Shoah Foundation gab.
(3:43 min)

a) Videodatei zum Download
(die gleiche wie die rechts)

b) Tondatei desselben Ausschnitts (mp3, 192 kBit/s, 44,1 kHz, stereo)

c) Orginaler Wortlaut und dt. Übersetzung dieses Ausschnitts als Fließtext (pdf)


kzht.ar.ju.spi_uscmassaker_a.flv (19,5  MB)
kzht.ar.ju.spi_uscmassaker_b.mp3 (5,2  MB)
kzht.ar.ju.spi_uscmassaker_c.pdf (0,1  MB)

Quellen:
University of Southern California (USC)
Übersetzung:
Heribert Kipfer, Lena Meck, Thomas Orr, Johannes Kuhn
Stichwortartige Inhaltsangabe:
Flucht aus dem Zwangsarbeitslager Starachowice/Styków, Erschießung in der Nähe, hilfloser Widerstand, Schuldfrage
(Im Seminarraum der Gedenkstätte ist das komplett untertitelte Interview in besserer Qualität abrufbar.)
Ausschnitt (desselben Interviews) über Jack Spicers Bruder Zacharia
Miniatur Jack Spicer beim Shoah-Foundation-Interview
Jack Spicer, 1997

a) wie Miniatur
b) gestikulierend
c) weinend
d) nach oben blickend
e) erläternd
f) in Erinnerungen vertieft
g) verschmitzt lächelnd
h) grimmig
i) gelöst (nach dem Interview)

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kzht.ar.ju.spi_jack97_2_e.jpg (0,1  MB)
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kzht.ar.ju.spi_jack97_2_g.jpg (0,1  MB)
kzht.ar.ju.spi_jack97_2_h.jpg (0,1  MB)
kzht.ar.ju.spi_jack97_2_i.jpg (0,1  MB)
kzht.ar.ju.spi_jack97_1.zip (4,7  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Neun Standbilder des Interviews, das Jack Spicer am 11.5.1997 für das Archiv der 'Survivors of the Shoah Visual History Foundation' gab.
Jack Spicer mit Familie
Jack Spicer mit seiner Frau und drei seiner vier Söhne
1997

(v. l. n. r.) Helen, Maurice, Jack, Stanley, Benny

a) wie Miniatur
b) Helen blickt zu Jack
c) emotional bewegt (Benny verliest Garys Grußwort; siehe unten)

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kzht.ar.ju.spi_familie97_2_c.jpg (0,1  MB)
kzht.ar.ju.spi_familie97_1.zip (2,0  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Transkription und Übersetzung:
Heribert Kipfer, Lena Meck, Johannes Kuhn, Thomas Orr
Am Ende des Interviews, das Jack Spicer am 11.5.1997 für das Archiv der 'Survivors of the Shoah Visual History Foundation' gab, richten seine Söhne und seine Frau noch ein paar Worte an Jack Spicer. Die Szene ist sehr emotional, es ist deutlich zu spüren, dass Jack Spicer vorher nicht über dieses Thema gesprochen hatte. Aber wie sein zweitältester Sohn Stanley Spicer feststellte: „Sehen Sie, das ist seine Entscheidung gewesen. Er wollte uns nicht belasten mit dem, was er durchmachen musste. Heute wollte er alles erzählen. Das ist alleine seine Entscheidung. Wir hätten auch damit leben können, wenn wir weiterhin nicht gewusst hätten, was er durchmachen musste. Es war seine Entscheidung.” (Stanley Spicer, 11.5.1997)
Grußwort Gary Spicer
Grußwort von Gary Spicer an seinen Vater Jack
1997

a) Englisches Transkript und deutsche Übersetzung

b) Englischer Wortlaut (Tondatei)
(mp3, 44,1 kHz, 192 kBits/s, mono)

kzht.ar.ju.spi_grusswort_a.pdf (0,1  MB)
kzht.ar.ju.spi_grusswort_b.mp3 (0,1  MB)

Quelle:
University of Southern California (USC)
Transkription und Übersetzung:
Heribert Kipfer, Lena Meck, Johannes Kuhn, Thomas Orr
Spicers in Israel wohnhafter ältester Sohn Gary verfasste ein Grußwort, das sein Bruder Benny im Anschluss an das Shoah-Foundation-Interview verlas.
Miniatur Jack Spicer mit Familie
Jack Spicer mit seinen drei ebenfalls in Australien wohnhaften Söhnen und drei Enkeln
11.4.2011

Obere Reihe v. l. n. r.:
Jacks zweitältester Sohn Stanley Spicer, Jack Spicer, Jacks dritter Sohn Maurice Spicer, Maurice’ Sohn Samuel, Jacks vierter und jüngster Sohn Ben(ny) Spicer
Untere Reihe v. l. n. r.:
Bennys jüngster Sohn Remy, Bennys ältester Sohn Justin

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kzht.ar.ju.spi_familie2011_1.jpg (1,6  MB)

Quelle:
Maurice Spicer, Melbourne (Australien)
Nachdem wir Jack Spicer zunächst aufgrund einer Fehlinformation totgeglaubt hatten, steht unser Verein mittlerweile in Kontakt mit ihm und seiner Familie. Auf Anfrage ließen sie uns dieses nette (leider nicht ganz scharfe) Foto zukommen, Maurice Spicer ergänzte die Namen der abgebildeten Familienmitglieder.
Miniatur Maurice Spicer
Maurice Spicer
(Foto auf der Seite der Firma, für die er seit 2008 arbeitet)

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kzht.ar.ju.spi_maurice_1.jpg (0,1  MB)

Quelle:
www.mgimelb.com.au
Maurice Spicer denkt zur Zeit darüber nach, auf seiner Europareise im Frühjahr 2012 einen Abstecher nach Hailfingen/Tailingen zu unternehmen. Dass er dankbar für das Konservieren der Erinnerung an den Holocaust ist, wurde schon in den Worten deutlich, die er nach Jack Spicers Interview am 11.5.1997 an seinen Vater richtete: „Ich bin der drittälteste Sohn, Maurice. Ich möchte auch ein paar Worte sagen. Zunächst möchte ich mich im Namen meiner Familie und deren zukünftigen Nachkommen für die Aufzeichnung deiner Erfahrungen bedanken. Diese ganze Situation ist sehr schmerzhaft und schwierig für dich. Und ich bin stolz, was für ein mutiger Mann du bist. Du widmest all deine Kraft der Familie. Und so hat deine Hingabe dafür gesorgt, dass ich in Sicherheit und Sorglosigkeit aufwachsen konnte. Der Kontrast zu deinem Leben könnte wirklich nicht krasser sein. Du hast mich viel gelehrt, durch die Art wie du dein Leben gelebt hast. Du hast dein Leben nicht mit den Schrecken deiner Kindheit belastet. Und Dad, ganz besonders habe ich von dir gelernt, auch in schweren Zeiten stark zu sein. Ich musste mich wieder aufrappeln und mit Liebe weiter machen. Danke, Dad, von mir, Lindy and Samuel.”



KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen