Jüdische Häftlinge: Porträts / Dokumente |
Israel Arbeiter |
Israel Arbeiter im Nummernbuch des Stammlagers Natzweiler, in dem 600 Häftlinge aufgelistet wurden, die für den Transport nach Hailfingen bestimmt waren.
Hier wird er unter der Nummer 40452 geführt. In Wirklichkeit wurde Israel Arbeiter am 25.4.1925 geboren. Er hatte sich ein Jahr älter ausgegeben, um lebendig durch die Selektion zu kommen.
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4.a4.1_arbeiternr_1.jpg (0,1 MB) Quelle: Liste: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) Information: „Jeder Mensch hat einen Namen", Volker Mall + Harald Roth, Metropol Verlag 2009 |
Israel Arbeiter wurde am 25.4.1925 in Płock in Polen als einer von fünf Söhnen eines Schneiders geboren. Von 1939 bis 1942 war ein inoffizielles Ghetto in der Stadt eingerichtet. Als dieses 1942 aufgelöst wurde, kam die Familie bis auf den ältesten Sohn, der geflohen und dessen Schicksal unbekannt ist, ins Ghetto Starachowice. Dort erledigte Arbeiter Reinigungsarbeiten für die Gestapo. Am 1.10. 1942 wurden seine Eltern und sein jüngster Bruder ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Bis August 1944 war Israel Arbeiter im Arbeitslager Starachowice-Julag II und arbeitete 12-Stunden-Schichten in der Munitionsfabrik. Er wurde krank, kam mit hohem Fieber in den Krankenbau und überlebte als Einziger das Massaker an den Kranken. Er versteckte sich in der Baracke 5, wo er seine spätere Frau Hanka Balter kennenlernte, die in der Küche arbeitete und ihm Lebensmittel brachte. Während er krank war, trug ihn ein Freund auf den Schultern drei bis vier Kilometer weit in die Fabrik, Kollegen übernahmen seine Arbeit. So konnte er wieder gesund werden. Auf dem überfüllten Transport nach Auschwitz starb in manchen Waggons ca. 1/4 der Häftlinge. Sie erstickten, teilweise erdrosselten sie sich gegenseitig. Israel Arbeiter überstand Mengeles Selektion und bekam die Nummer A 18 651. In Auschwitz war er zunächst im Zigeunerlager, wurde Zeuge der Liquidierung dieses Lagers, dann arbeitete er mit seinen beiden Brüdern beim Recyceln von Flugzeugteilen, später wurde er im Straßenbau eingesetzt, dann als Latrinenreiniger. Am 26.10.1944 wurde Arbeiter nach Stutthof transportiert und von seinen Brüdern getrennt. Dort wurde nicht gearbeitet, aber es war sehr kalt und es gab keine warme Kleidung. Drei Wochen später ging es nach Hailfingen, wo Arbeiter im Kommando Steinbruch Reusten eingeteilt war. Er hat relativ detaillierte Erinnerungen an diese Zeit. Von Hailfingen wurde Israel Arbeiter nach Dautmergen transportiert. Mitte April 1945 wurde er auf einen Todesmarsch Richtung Süden geschickt - an Israel Arbeiters 20. Geburtstag floh er mit anderen Häftlingen, von denen einige von der SS erschossen wurden. Einen Tag später kamen die Franzosen. Israel Arbeiter war einer der beiden Häftlinge, die der französischen Militärverwaltung am 1. Juni 1945 das Massengrab neben der Startbahn zeigten. Von 1945 bis 1949 lebte Israel Arbeiter mit Hanka in Reusten und in Stuttgart. Dann emmigrierte er in die USA, wo er seit 1952 Präsident der 'American Association of Holocaust Survivors of Greater Boston' mit über 1000 Mitgliedern ist. Bereits 1986 war Israel Arbeiter mit seinem Sohn zu Besuch in Tailfingen und Reusten, ohne jedoch Spuren des Lagers und des Flugplatzes lokalisieren zu können. Anfang Juli 2008 und zur Eröffnung der Gedenkstätte am 6.6.2010 besuchte er Hailfingen-Tailfingen erneut. |
Israel Arbeiter mit seinen Brüdern ca. 1935.
v. l. n. r.: Josek, Aaron, Israel, Mack, Elec. |
4.a4.2_arbeiter_1.jpg (0,1 MB) Quelle: University of Southern California (USC) / Israel Arbeiter, Auburndale bei Newton, Massachusetts, USA |
Die Mutter von Israel Arbeiter. Datierung ungeklärt.
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4.a4.3_arbeiter_2.jpg (0,1 MB) 4.a4.3_arbeiter_1.bmp (0,5 MB) Quelle: University of Southern California (USC) / Israel Arbeiter, Auburndale bei Newton, Massachusetts, USA |
Die Eltern und ein Großvater von Israel Arbeiter am Grab der Großeltern auf dem Friedhof von Plock, ca. 1935.
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4.a4.4_arbeiter_2.jpg (0,1 MB) 4.a4.4_arbeiter_1.bmp (1,0 MB) Quelle: University of Southern California (USC) / Israel Arbeiter |
Israel Arbeiter in Reusten, 1945.
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4.a4.5_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.5_arbeiter_1.bmp (2,2 MB) Quelle: Israel Arbeiter, Auburndale bei Newton, Massachusetts, USA |
Von Dautmergen aus wurde Israel Arbeiter auf einen der Todesmärsche in Richtung Süden geschickt. Er konnte fliehen und zog nach der Befreiung kurz in das Dorf Dautmergen, dann wieder nach Reusten. |
Israel Arbeiter mit Hanka Balter in Reusten, 1945.
Das Foto liegt leider nicht in einer höheren Auflösung vor. |
4.a4.6_arbeiter_2.jpg (0,1 MB) 4.a4.6_arbeiter_1.bmp (0,2 MB) Quelle: Israel Arbeiter, Auburndale bei Newton, Massachusetts, USA |
Israel Arbeiter und Hanka Balter sitzen vor dem Haus des ehemaligen NSDAP-Ortsgruppenleiters Stefan Hocker in der Rottenburger Straße, in das sie einquartiert wurden. Hanka Balter hatte Israel Arbeiter im Lager Starachowice das Leben gerettet. Als Israel Arbeiter nach der Befreiung von ihrem Aufenthaltsort Bergen-Belsen erfuhr, besuchte er sie mit einem gestohlenen Motorrad und kam mit ihr zusammen zurück nach Reusten. |
Heiratsurkunde von Israel Arbeiter und Hanka Balter.
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4.a4.7_arbeiter_2.jpg (0,3 MB) 4.a4.7_arbeiter_1.pdf (0,3 MB) Quelle: Israel Arbeiter |
Die Trauung fand am 1. August 1946 in Reusten statt. |
Zeugenaussage von Israel Arbeiter, 1969
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4.a4.8_arbeiter_1.pdf (0,1 MB) Quelle: „Jeder Mensch hat einen Namen", Volker Mall + Harald Roth, Metropol Verlag 2009 StAL, EL 317 III Bü 736, Bl. 267 f. |
Zeugenaussage von Israel Arbeiter bezüglich der Arbeit im Steinbruch Reusten und der Toten in Hailfingen-Tailfingen, zu Protokoll genommen am 20.3.1969 in Boston. |
Die Kinder von Israel Arbeiter und Hanka Balter.
Namen und genaue Datierung ungeklärt, vor 9.8.1996. |
4.a4.9_arbeiter_2.jpg (0,1 MB) 4.a4.9_arbeiter_1.bmp (1,3 MB) Quelle: University of Southern California (USC) / Israel Arbeiter, Auburndale bei Newton, Massachusetts, USA |
Neun Standbilder des Interviews, das Israel Arbeiter am 9.8.1996 für das Archiv des USC Shoah Foundation Institute gab.
a) wie Miniatur b) ernst c) aufmerksam d) lachend e) gestikulierend f) im Gespräch (traurig) g) Zähne zusammenbeißend h) entspannt (traurig) i) freundlich |
kzht.ar.ju.arb_israel96_a_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_b_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_c_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_d_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_e_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_f_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_g_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_h_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_i_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israel96_1.zip (4,4 MB) Quelle: University of Southern California (USC), Johannes Kuhn, Berlin (Auswahl, Bearbeitung) |
Fünf Standbilder der Aufnahmen nach dem Shoah-Foundation-Interview: Israel und seine Frau Anne/Anna/Hanka Arbeiter am 9.8.1996.
a) wie Miniatur b) lächelnd c) Anne spricht d) Anne legt Arm über Israels Schulter e) Anne und Israel sich küssend |
kzht.ar.ju.arb_israelanne96_a_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israelanne96_b_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israelanne96_c_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israelanne96_d_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israelanne96_e_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.arb_israelanne96_1.zip (2,8 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Johannes Kuhn, Berlin (Auswahl, Bearbeitung) |
Deutsche Untertitel von Ausschnitten des Interviews, das Israel Arbeiter am 9.8.1996 für das Archiv des USC Shoah Foundation Institute gab.
Es handelt sich um die drei Ausschnitte des Interviews, die in der Ausstellung im Tailfinger Rathaus zu sehen sind. Übersetzung: Johannes Kuhn, Thomas Orr und andere |
4.a4.11a_arbeiter1_1.pdf (0,1 MB) 4.a4.11b_arbeiter2_1.pdf (0,1 MB) 4.a4.11c_arbeiter3_1.pdf (0,1 MB) Quelle: University of Southern California (USC), Johannes Kuhn, Berlin |
1) Trennung von Eltern und jüngstem Bruder im Ghetto von Starachowice (Deportation ins Vernichtungslager Treblinka) 2) Massaker in Baracke 5 des Lagers Starachowice 3) Hailfingen-Tailfingen: Ankunft, Lagerbedingungen, Tätigkeit, Essen, Dorfbevölkerung |
Ins Deutsche übersetzter Ausschnitt des Interviews, das Israel Arbeiter am 9.8.1996 für das Archiv des USC Shoah Foundation Institute gab.
Es handelt sich um einen Ausschnitt des Interviews, der nicht in der Ausstellung im Tailfinger Rathaus zu sehen ist. Die letzten Zeilen aber werden in großen Lettern an einer Wand des Ausstellungsraums zitiert. |
4.a4.11d_arbeiter_1.pdf (0,1 MB) Quelle: University of Southern California (USC), „Jeder Mensch hat einen Namen", Volker Mall + Harald Roth, Metropol Verlag 2009 |
- Alliierte Luftangriffe und das damit verbundene Ende des KZs - Aufgestapelte Leichen und deren Beerdigung im Massengrab - Hunger |
Untertitel und Wortlaut von zwei Ausschnitten des Dokumentarfilms 'Das KZ-Außenlager Hailfingen/
Tailfingen', den Bernhard Koch im Juli 2008 u.a. mit Israel Arbeiter gedreht hat. Auch diese 2 Ausschnitte sind in der Ausstellung im Tailfinger Rathaus zu sehen. |
4.a4.11e_arbeiter4_1.pdf (0,1 MB) 4.a4.11f_arbeiter5_1.pdf (0,1 MB) Quelle: Bernhard Koch (Film), Johannes Kuhn, Berlin (Transkription) |
4) 2. Juni 1945 (Umbettung der Leichen aus dem Massengrab) 5) Besuch in Reusten bei einer Familie, die damals mit Essen ausgeholfen hatte |
Israel Arbeiter am Steinbruch Schäfer in Reusten beim Besuch im Sommer 2008.
Das Foto stammt vom 8.7.2008. |
4.a4.12_arbeiter_3.jpg (0,4 MB) 4.a4.12_arbeiter_2.jpg (1,1 MB) 4.a4.12_arbeiter_1.jpg (1,2 MB) Quelle: Copyright by Rainer Mozer, Berliner Strasse 25, 72108 Rottenburg |
Hier musste Israel Arbeiter während der Zeit im KZ Hailfingen arbeiten. Im Wasser müsste sich noch eine Lore befinden, die er damals nicht mehr halten konnte, als sie sich aufgrund einer falsch gestellten Weiche Richtung Abgrund bewegte. Warum er dafür nicht erschossen wurde, weiß Israel Arbeiter bis heute nicht. Israel Arbeiter bei der Einweihung einer Kipplore als Mahnmal in Reusten |
Israel Arbeiter im Zeitzeugengespräch vor einer Schulklasse im Gymnasium
St. Meinrad in Rottenburg am 7.7.2008. Im Downloadbereich befinden sich 2 verschiedene Fotos (13a/13b). |
4.a4.13a_arbeiter_2.jpg (0,3 MB) 4.a4.13a_arbeiter_1.jpg (1,8 MB) 4.a4.13b_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.13b_arbeiter_1.jpg (1,9 MB) Quelle: Israel Arbeiter, Auburndale bei Newton, Massachusetts, USA |
Israel Arbeiter bei der Einweihung des Mahnmals am Reustener Steinbruch Schäfer am 5.6.2010.
Im Downloadbereich befinden sich 2 verschiedene Fotos (14a/14b). |
4.a4.14a_arbeiter_2.jpg (0,3 MB) 4.a4.14a_arbeiter_1.png (1,9 MB) 4.a4.14b_arbeiter_2.jpg (0,3 MB) 4.a4.14b_arbeiter_1.png (2,0 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Am Straßenrand unweit des Reustener Ortsausgangs Richtung Poltringen erinnert eine alte Lore an die Schwerstarbeit im Steinbruch. Nachdem Taucher erfolglos versucht hatten, Arbeiters echte Lore zu finden, die noch immer auf Grund des wenige Meter entfernten Sees liegen müsste, organisierte Heribert Kipfer (rechts im Bild) eine andere, baugleiche Lore aus der damaligen Zeit. In Hailfingen eingesetzte Flakhelfer mit Kipploren Israel Arbeiter und der Unfall mit seiner Lore |
Israel Arbeiter als Festredner bei der Einweihung der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen in der Bürgerhalle Tailfingen am 6.6.2010.
Im Downloadbereich befinden sich 7 verschiedene Fotos (15a-15g). Gezippt finden Sie nochmal dieselben Fotos, nur als unbearbeitete *.png-Dateien. |
4.a4.15a_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.15b_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.15c_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.15d_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.15e_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.15f_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.15g_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.15_arbeiter_1png.zip (9,0 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |
Tonmitschnitt und Transkiption in englischer Sprache und ins Deutsche übersetzter transkribierter Wortlaut der Rede von Israel Arbeiter bei der Einweihung der KZ-Gedenk-
stätte Hailfingen-Tailfingen in der Bürgerhalle Tailfingen. a) Tonmitschnitt: 22 min |
4.a4.16a_arbeiter_1.mp3 (49,2 MB) 4.a4.16b_arbeiter_1.pdf (0,1 MB) 4.a4.16c_arbeiter_1.pdf (0,1 MB) Quelle: Thomas Orr, Düsseldorf (Ton), Heribert Kipfer (Übersetzung) |
Am 7.6.2010 gab Israel Arbeiter dem Filmteam Johannes Kuhn und Thomas Orr ein ausfürliches Interview. Im Downloadbereich befinden sich vorab zwei Standbilder des Drehs (17a/17b).
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4.a4.17a_arbeiter_2.jpg (0,3 MB) 4.a4.17a_arbeiter_1.png (1,6 MB) 4.a4.17b_arbeiter_2.jpg (0,2 MB) 4.a4.17b_arbeiter_1.png (1,6 MB) Quelle: Johannes Kuhn, Berlin |