Jüdische Häftlinge: Porträts / Dokumente |
Morris Pelcman |
Morris Pelcman wurde als Moshe/Moniek Pelcman am 10.7.1924 in Bełchatów/Polen geboren. Sein Vater Shlomo
war Metzger, er hatte in Deutschland studiert und sprach mehrere Sprachen. Die
Mutter war Hausfrau. Man konnte vom Fußboden essen, alles war koscher. Er hatte
eine eineinhalb Jahre jüngere Schwester (Lola). Im Interview schildert er frühe Erinnerungen
an das Leben in der jüdischen Gemeinde Bełchatów, die jüdischen Feste und den
starken Antisemitismus der Polen. In der Stadt lebten vor dem Krieg 6000 Juden, etwa
60 Prozent der Einwohner. Mit seinem Vater zusammen sang er
in der Synagoge. Als er 10 Jahre alt war, zog die Familie nach Łódź.
In Bełchatów hatten sie „nicht reich, aber gut” gelebt. Jetzt wurden die Bedingungen immer schwieriger. Am 6. September 1939 wurde Bełchatów, wo die meisten Verwandten noch lebten, von den Deutschen besetzt, am 9. September folgte Łódź.
Der Vater wurde zur polnischen Armee eingezogen. Als er nach einigen wenigen Wochen zurückkehrte, zog die Familie Anfang 1940 wieder zurück nach Bełchatów, da die deutschen Besatzer in Łódź härter vorgingen. Das Ghetto Bełchatów wurde im März 1941 eingerichtet. Zwischen August 1941 und April 1942 wurden aus Bełchatów
etwa 1950 Männer in Zwangsarbeitslager im Gebiet von Posen deportiert, einer von ihnen: Morris Pelcman. Er wurde ohne Vorwarnung auf der Straße festgenommen – bei der Selektion vor seiner Abfahrt sah er seinen Vater zum letzten Mal. Im August
1942 wurde das Ghetto aufgelöst, die Bewohner deportiert und die meisten ermordet. Vermutlich auch sein Vater, seine Mutter und seine Schwester.
Zu dieser Zeit wurde Morris Pelcman bereits in der Nähe von Posen zusammen mit Polen im Straßenbau eingesetzt.
Er hatte noch eine Weile Pakete von den Eltern erhalten, u. a. Unterwäsche, die er mit Polen gegen Brot getauscht hatte.
Da er der jüngste Häftling im Lager war, wurde er von den Mithäftlingen gut behandelt.
Danach kam er 1943 in ein zweites Arbeitslager, vermutlich nach Posen-„Eichwald” (Poznan-Dębiec/Posen-Dembsen), wo die Bedingungen sehr schlecht waren und viele Häftlinge verhungerten.
Ein Onkel starb dort. Nachdem Morris Pelcman von einem brutalen Deutschen geschlagen
worden war, wobei ihm der Arm gebrochen wurde, musste er mit gebrochenem Arm weiter arbeiten.
Von Posen (laut Czech S. 593: vom Ghetto/Arbeitslager Bochnia) wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert, erlebte die Selektion
durch Mengele, bekam die Nummer 144 988 eintätowiert. Es gab stundenlange
Strafappelle, Musik beim Ausmarsch zum Arbeitseinsatz. Morris Pelcman erlebte die
Hinrichtung von drei russischen Häftlingen, die geflohen waren. Er überlebte mehrere
Selektionen, arbeitete in einem Klempner-Kommando und wurde schließlich nach
Stutthof transportiert. Dort gab es viele Schläge, aber weder Arbeit noch Essen.
Im November 1944 kam er von Stutthof nach Hailfingen. Dort erinnerte er sich, wie manche Häftlinge erschossen wurden, wenn sie Äpfel vom Boden aufhoben. Seine Erinnerung an die Arbeit im Salzbergwerk kann wohl nicht mehr zugeordnet werden. Transportlisten belegen, dass er anschließend nach Dautmergen kam. Nach Auflösung des Lagers Dautmergen verbrachte er mehrere Tage im Zug nach Dachau-Allach; nach dem sogenannten Todesmarsch, einer ziellosen Fahrt im Güterzug, wurde er von den Amerikanern befreit. Er überlebte – vielleicht, weil er die ihm angebotene Nahrung (Schokolade usw.) nicht annahm. Todkrank, er konnte nicht mehr gehen, kam er mit Typhus in ein Krankenhaus (Föhrenwald) und von dort ins DP-Lager Feldafing, wo er vier Jahre bleiben musste, bevor er im Juli 1949 zu seinen Kusinen in die USA gehen konnte, die bereits 1947 dorthin ausgewandert waren. 1947 hatte er in Feldafing Jeanette (ursprünglicher polnischer Name: Genia) kennengelernt; sie heirateten 1950. Sie hatten zwei Kinder, die Tochter starb 1994. Beruflich arbeitete Morris Pelcman zunächst für kurze Zeit als Metzger, danach machte er sich selbständig und bot – bis zu seinem Ruhestand – an New Yorks Wohnungstüren Haushaltsartikel an. Seine letzten 20 Jahre verbrachte Morris Pelcman in Pembroke Pines, Florida (USA), wo er am 26.8.2009 starb. Seine Frau, wohnhaft in Pembroke Pines, und sein Sohn Steven, wohnhaft in Karlsruhe, stehen mit unserem Verein in Kontakt.
(Quellen: Volker Mall, Harald Roth: Jeder Mensch hat einen Namen, Berlin 2009; Interview Shoah-Foundation, USC-Code 42 173; Social Security Death Index; Steven Pelcman) |
Ausschnitt Nummernbuch
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kzht.ar.ju.pel_natznr.jpg (0,1 MB) Quellen: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) Volker Mall, Harald Roth: Jeder Mensch hat einen Namen, Berlin 2009 |
Morris Pelcman im Nummernbuch des Stammlagers Natzweiler, in dem 600 Häftlinge aufgelistet wurden, die für den Transport nach Hailfingen bestimmt waren:
Er erscheint hier unter dem Namen „Moniek Relcman” mit der Nummer 40861. Pelcman ist im Archiv Stutthof (Häftlingspersonalkarte, Transportliste) nicht auffindbar. Dass hier Pelcman gemeint war, wird aber durch die Transportliste Dautmergen–Dachau und die Zugangsliste Dautmergen–Allach bestätigt. Das Geburtsdatum ist im Natzweiler Nummerbuch zwar auch falsch, es sind aber lediglich Tag und Monat vertauscht. „An Tage und Uhrzeiten erinnere ich mich nicht mehr. Ich hatte weder Uhr noch Zeitung. So etwas gab es nicht. Manchmal vergaß ich sogar meinen Namen. Wir lebten wie Vieh, wie Tiere, wie Pferde. Und das war unser Leben.” (Morris Pelcman, 3.6.1998) Vollständiges Nummernbuch |
Shlomo Pelcman, der Vater von Morris, vor dem Krieg in Deutschland, während seines dortigen Studiums
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kzht.ar.ju.pel_vater_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_vater_1.zip (0,5 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, J. Kuhn, L. Meck, T. Orr Bildbearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
„Als Kind, als kleiner Junge, sang ich oft in der Synagoge. [...] Mit meinem Vater. [...] Er war Metzger. Die ganze Familie von beiden Seiten waren Metzger. [...] Er war ein guter, sanftmütiger Mann,
und er war gebildet, in Jüdisch und Sprachen, die ich damals nicht verstand. Als junger Mann hat er in Deutschland studiert, vor dem Krieg. Ich weiß nicht mehr genau, was er studierte, weil wir nie darüber
gesprochen haben. Ich war noch zu jung. Das war, bevor er heiratete, vor meiner Zeit. [...] Er brachte mir alles bei, gute Dinge. Ich sollte sanftmütig sein, gut, und immer auf den Lehrer hören! [...] Ich sollte mich von niemandem schlagen lassen. Wenn ich auf dem Schulweg von einem Polen geschlagen würde, sollte ich härter zurückschlagen, denn dann würde er mich nicht mehr anfassen. [...] Ich sollte an Gott glauben, gut zu den Menschen sein, freundlich sein, niemanden diskriminieren aufgrund seiner Hautfarbe, seinem Glauben oder seiner Religion. Ich sollte menschliches Leben achten. Das wäre eine bessere Welt.” (Morris Pelcman, 3.6.1998) |
Foto von Morris Mutter Henda Rivka [?] (geb. Pillar [?]) (rechts) [?], seine Tante Hendel [?] und seine Tante Franja [?]. Die Aufnahme entstand vor dem Krieg in Bełchatów, Polen.
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kzht.ar.ju.pel_mutter_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_mutter_1.zip (0,5 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, J. Kuhn, L. Meck, T. Orr Bildbearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
„Meine Mutter [...] hieß sie Rivka Pillar [?]. Sie war eine wunderbare Frau. Sie hätte nicht schöner sein können. Sie war Hausfrau. Sie ging nie arbeiten. [...] Sauber, hübsch, gut angezogen.
Auch die beiden Kinder wurden immer gut angezogen. Besonders am Pessachfest. Unser Haushalt war koscher. Alles war koscher, es gab zwei Sätze
Geschirr, alles doppelt! Ich hätte nicht ohne Hut in unserem Haus essen können! [...] [Meine Mutter] war eine echte Dame und eine gute Mutter. Ich vermisse sie wirklich sehr.” (Morris Pelcman, 3.6.1998) Als Morris Pelcman zehn Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern und seiner anderthalb Jahre jüngeren Schwester Lola von Bełchatów nach Łódź. Dann sah man die Verwandtschaft, die so gut wie komplett in Bełchatów wohnte, nur noch ab und zu. |
Seite 9 der Transportliste von Dautmergen nach Dachau vom 7.4.1945
Morris Pelcman ist unter dem Namen Moniek Relcman als 437. Häftling zu finden. |
kzht.ar.ju.pel_dautdach_1.jpg (0,6 MB) Quellen: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, J. Kuhn, L. Meck, T. Orr |
Auf Seite 9 der „Namentliche[n] Transportliste der am 7. April 1945 vom KL Natzweiler Arbeitslager Dautmergen nach dem KL Dachau[-Allach] überstellten 973 arbeitsunfähigen Häftlinge” findet sich als 437. Häftling „Moniek Relcman”. Wie auch beim Eintrag in Natzweilers Nummernbuch ist hier nicht nur der Name falsch angegeben, sondern auch das Geburtsdatum um genau ein Jahr zurückversetzt. Als Beruf hatte er „Fleischer” angegeben. Man muss allerdings bedenken, dass er gar nicht die Gelegenheit bekommen hatte, diesen elterlichen Beruf zu erlernen. Erst in New York arbeitete auch Morris Pelcman um 1950 herum vorrübergehend als Metzger. Im einzigen uns vorliegenden Interview vom 3.6.1998 lässt Morris Pelcman den Aufenthalt in Dautmergen aus, der mit diesem Listeneintrag belegt ist. Seine Erinnerung an die Lager, in denen er kurz vor Kriegsende leiden musste, war zu dieser Zeit nur noch sehr vage. Wenn man den zeitlichen Abstand und seinen damaligen körperlichen Zustand berücksichtigt, ist es nur verständlich, dass es ihm nicht mehr immer möglich war/ist, einzelne Erinnerungen den genauen Lagern zuzuordnen. Einen Eindruck der Fahrt von Dautmergen (laut Interview: von Hailfingen) nach Dachau vermittelt Morris Pelcman eindrücklich: „Es gab nichts, nichts zu essen. Die Zustände waren schlimm. Es stank, dass man es nicht aushalten konnte. Aber man dachte nicht darüber nach. Man war es gewohnt. So war unser alltägliches Leben. Einige starben. [...] Es lagen Tote herum, Kranke, einer weinte, einer sagte, dass er krank sei, sein Magen, und so weiter. Aber man dachte nicht mehr darüber nach. Wir kamen nach Allach und ich erinnere mich, dass das schon 1945 war. Das war schon kurz vor Kriegsende, aber wir wussten nichts davon. Wir wussten weder, welches Jahr noch welcher Tag es war. Wir hatten keine Uhr.” (Morris Pelcman, 3.6.1998) Jack Spicer, der auf dem selben Transport war |
Zusatzseite der Zugangsliste von Häftlingen, die aus Dautmergen in Dachau-Allach ankamen.
Morris Pelcman ist unter dem Namen Moritz Pelzmann als 8. Häftling zu finden. |
kzht.ar.ju.pel_allach_1.jpg (0,1 MB) Quellen: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) Info: University of Southern California (USC) |
Auf dieser Zugangsliste wurden die überlebenden Häftlinge nach ihrer Ankunft am 12. April in Dachau-Allach noch einmal registriert. Morris Pelcman ist diesmal unter dem Namen „Moritz Pelzmann” zu finden. Da die Buchhalter diesen ebenfalls falsch geschriebenen bzw. eingedeutschten Namen nicht dem Namen ”Moniek Relcman” der bisherigen Listen zuordnen konnten, handelt es sich hierbei um eine mit folgender Überschrift versehenen Sonderseite der Liste: „Nachstehende Häftlinge geben an mit dem Transport Dautmergen angekommen zu sein, sind jedoch in den Transportunterlagen nicht enthalten.” Was Dachau-Allach betrifft, weiß Morris Pelcman im Interview nur noch, dass es gleich wieder in den nächsten Transport ging – mit 3000 Männern und 4000 Frauen in einen Güterzug mit unbekanntem Ziel. Auf diesem sogenannten Todesmarsch fuhren sie aufgrund der von allen Richtungen anrückenden vorrückenden Soldaten immer hin und zurück, bis sie schließlich zum Stehen kamen und das englische Rote Kreuz Essen brachte. Sie wurden aber weiterhin von Deutschen Soldaten bewacht, wenn auch von älteren, die nicht mehr streng waren und ihre Gewehre teilweise niederlegten. Wie auch der ehemalige „Hailfinger” Häftling Szlomo Rejzik, hat Morris Pelcman in Erinnerung, dass erst einige Tage später, nachdem sie schon einmal mit Essen versorgt worden waren, die Überlebenden aus dem Zug von den Amerikanern befreit wurden. |
Morris Pelcman und seine Frau Jeanette im Jahr 1951.
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kzht.ar.ju.pel_ehepaar51_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_ehepaar51_1.zip (0,5 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, J. Kuhn, L. Meck, T. Orr Standbildauswahl u. -bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Nach dem Krieg lebte Morris Pelcman vier Jahre lang zwischen dem DP-Lager Feldafing und München. In dieser Zeit hatte er viele Freunde und lernte er seine spätere Frau Jeanette kennen. Außer an kleinere Tätigkeiten für das DP-Lager erinnert er sich an keine Arbeit während dieser Zeit. Er wollte einfach weg und wartete lange auf seine Ausreise. Endlich bot sich die Möglichkeit, und er konnte mit Hilfe eines reichen Amerikaners in die USA auswandern: „Das war ein heißer Tag im Juli 1949 [als ich in New York ankam]. Ich hatte keinen Beruf, ich war 24 [eigentlich 23] Jahre alt. Ich suchte nach einem Beruf, bei dem ich etwas lernen konnte. Ich lernte das Metzgerhandwerk. Ich war für kurze Zeit Metzger. Ich wollte mein eigenes Geschäft – und wechselte den Beruf. Ich mache es kurz, ich begann dann als Handelsvertreter zu arbeiten. Ich heiratete [1950]. Ich begegnete meiner Frau 1947 in Deutschland. Eine wunderbare Frau. Ich kam im Juli 1949 [nach New York] und sie kam im Januar 1950.” (Morris Pelcman, 3.6.1998) |
Zwei der vier Enkel von Morris Pelcman: die beiden Kinder von Steven Pelcman: Jessica (*1986) und Eric (*1988) in Kalifornien.
ca. 1998 |
kzht.ar.ju.pel_enkel_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_enkel_1.zip (1,2 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, J. Kuhn, L. Meck, T. Orr Standbildauswahl u. -bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Morris Pelcman richtet am Ende seines Interviews für das Shoah-Foundation-Institute ein paar Worte an seine vier Enkel:
Sie sollen wissen, „wer ihr Großvater war. Was ich durchgemacht habe und dass sie gut zu anderen Menschen und zueinander sein sollen. Und dass ich sie sehr, sehr lieb habe. Ich hoffe und bete mein Leben lang, dass so etwas nie, nie wieder geschieht. [...] Ich hoffe, dass die Menschen in Zukunft mehr aufeinander hören und einander achten. Ohne Ausgrenzung würden wir vielleicht eine bessere Welt erreichen. Ich bin froh, dass wir diesen Film machen. Wer immer diesen Film sieht, sollte wissen, dass das alles wahr ist. So war das Leben in den Konzentrationslagern, besonders in Birkenau mit den Verbrennungsöfen.” |
a) Vollständige Transkription und Übersetzung des USC-Interviews mit Morris Pelcman (1998)
Version 3.4.2012 44 Seiten b) Tondatei Tape 1 (27:26 min) c) Tondatei Tape 2 (27:51 min) d) Tondatei Tape 3 (28:26 min) e) Tondatei Tape 4 (27:02 min) (mp3, 160 kBits, 48 kHz, stereo) |
kzht.ar.ju.pel_usctrans_a.pdf (1,3 MB) kzht.ar.ju.pel_usctape1_b_2.mp3 (31,5 MB) kzht.ar.ju.pel_usctape2_c_2.mp3 (31,7 MB) kzht.ar.ju.pel_usctape3_d_2.mp3 (31,4 MB) kzht.ar.ju.pel_usctape4_e_2.mp3 (21,9 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Transkription und Übersetzung: Heribert Kipfer, Volker Mall, Lena Meck, Johannes Kuhn, Thomas Orr |
Morris Pelcman gab am 3.6.1998 ein ausführliches Interview für die „Shoah Foundation”.
Die Shoah Foundation, vollständig „Survivors of the Shoah Visual History Foundation” genannt, ist eine 1994 vom US-amerikanischen Regisseur Steven Spielberg gegründete gemeinnützige Organisation in den USA, die weltweit und in großem Umfang Schilderungen von Überlebenden des Holocaust auf Video aufnahm, um sie nachfolgenden Generationen als Unterrichts- und Ausbildungsmaterial zugänglich zu machen.
Mitte der 2000er Jahre wurde die Shoah Foundation an die University of Southern California (USC) in Los Angeles an das dort gegründete Shoah Foundation Institute for Visual History and Education übergeleitet, das das gesammelte und archivierte Material inzwischen in dessen Visual History Archive zu Forschungs- und Lehrzwecken bereitstellt.
Im Auftrag des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.” wurde das komplette, fast zweistündige USC-Interview mit Morris Pelcman transkribiert und übersetzt. Im Seminarraum der Gedenkstätte steht das Video-Interview demnächst mit deutschen Untertiteln zur Verfügung. Viele der Informationen und sämtliche Zitate auf dieser Seite entstammen dem Interview. |
kzht.ar.ju.pel_usckantholz_a.flv (12,6 MB) kzht.ar.ju.pel_usckantholz_b.mp3 (3,3 MB) kzht.ar.ju.pel_usckantholz_c.pdf (0,1 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, L. Meck, T. Orr, J. Kuhn |
Stichwortartige Inhaltsangabe: Detaillierte Erinnerung bzw. Zeitgefühl in den Lagern, Schläge in einem Arbeitslager (laut Pelcman: Andrzejów-Jędrzejów [?]) in Polen (Im Seminarraum der Gedenkstätte ist das komplett untertitelte Interview in besserer Qualität abrufbar.) |
kzht.ar.ju.pel_usckinder_a.flv (11,3 MB) kzht.ar.ju.pel_usckinder_b.mp3 (2,9 MB) kzht.ar.ju.pel_usckinder_c.pdf (0,1 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, L. Meck, T. Orr, J. Kuhn |
Stichwortartige Inhaltsangabe: Sohn, Tochter und deren Tod nach schwerer Krankheit, Abhärtung durch Schicksalsschläge (Im Seminarraum der Gedenkstätte ist das komplett untertitelte Interview in besserer Qualität abrufbar.) |
Morris Pelcman, 3.6.1998
a) wie Miniatur b+c) heiter d) Ohrfeige e–g) gestikulierend h) sich besinnend i) traurig |
kzht.ar.ju.pel_morris98_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_c.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_d.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_e.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_f.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_g.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_h.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_2_i.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_morris98_1.zip (1,2 MB) Quellen: University of Southern California (USC), Standbildauswahl u. -bearbeitung: J. Kuhn, Berlin |
Neun Standbilder des Interviews, das Morris Pelcman am 3.6.1998 für das Archiv der „Survivors of the Shoah Visual History Foundation” gab. |
Morris Pelcman zeigt seine Auschwitznummer, 3.6.1998
a) Nummer (wie Miniatur) b) Morris Pelcman mit Nummer |
kzht.ar.ju.pel_auschwitznr_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_auschwitznr_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_auschwitznr_1.zip (1,2 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, J. Kuhn, L. Meck, T. Orr Standbildauswahl u. -bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Morris Pelcman erzählt im Interview, wie in Auschwitz alle nackt in einen riesigen Block gebracht wurden und ein französischer Jude die Nummern tätowieren musste. Als er durch den Schmerz unwillkürlich nach der Nadel griff, bekam er eine Ohrfeige. Die Nummer sollte von da an seinen Namen ersetzen. Aber er dachte auch: Wenn sie dir eine Nummer geben, werden sie dich wohl auch arbeiten lassen. „Ich bekam diese Nummer, [...] nachdem ich bei der Selektion von Dr. Mengele zum Überleben ausgewählt worden war. Da erhielt ich die Nummer 144988. [...] Ich bin stolz darauf, stolz, ein Jude zu sein und das Hitlerregime überlebt zu haben. Und immer noch Jude zu sein. Sie konnten nicht alle von uns umbringen, niemals.” (Morris Pelcman, 3.6.1998) |
Morris Pelcman und seine Frau Jeanette/Genia (geb. Pillar [?]), 3.6.1998
a) lachend (wie Miniatur) b) einander zugewandt c) entspannt |
kzht.ar.ju.pel_ehepaar98_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_ehepaar98_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_ehepaar98_2_c.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_ehepaar98_1.zip (2,1 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: H. Kipfer, V. Mall, J. Kuhn, L. Meck, T. Orr Standbildauswahl u. -bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
„Das ist meine wunderbare Frau, Jeanette. Wir sind seit 48 Jahren verheiratet. Es könnte nicht schöner sein. [...] Sie
ist eine wunderbare Frau. Ich hätte es in meinem Leben nicht besser treffen können. Wir lieben uns – hoffe ich.” Jeanette lacht: „Du hoffst das?” (Morris und Jeanette Pelcman, 3.6.1998) |
Morris Pelcmans Sohn Steven
Venedig, ca. 2006 a) Steven Pelcman (wie Miniatur) b) UNKNOWN FACES Steven Pelcmans Gedicht über seine Mutter Jeanette (englisch) |
kzht.ar.ju.pel_steven_3_a.jpg (0,5 MB) kzht.ar.ju.pel_steven_2_a.jpg (1,6 MB) kzht.ar.ju.pel_steven_b.pdf (0,1 MB) kzht.ar.ju.pel_steven_1_a.zip (1,5 MB) Quellen: Foto: Steven Pelcman/Birgit Höffl Info: University of Southern California (USC) Gedicht: La promesse est tenue |
Morris und Jeanette Pelcman hatten zwei Kinder, einen Sohn Steven (*1951) und die Tochter Bonnie Ann (*1954), die 1994 verstarb. Steven Pelcman studierte Englisch und unterrichtet u. a. zeitgenössische Lyrik an der PH Karlsruhe und Business-Englisch. Er schreibt Gedichte, aus denen er am 15.4.2012 im Seminarraum der Gedenkstätte las. Als Beispiel finden Sie hier ein Gedicht über seine Mutter: „UNKNOWN FACES” (ursprünglich veröffentlicht im Innisfree magazine).
Radio-Interview mit Steven Pelcman |
Volker Mall, Harald Roth:
„La Promesse est Horb 2012 |
kzht.ar.ju.pel_steven_b.pdf (0,2 MB) Quelle: Volker Mall |
In ihrer neuesten Veröffentlichung, in der Harald Roth und Volker Mall über ihre Recherchen und Begegnungen über und mit Häftlingen und deren Angehörigen berichten, ist auch ein Abschnitt Morris Pelcman gewidmet, den wir hier zur Verfügung stellen.
Vollständige Veröffentlichung (zum Download oder in gedruckter Form) |