Jüdische Häftlinge: Porträts / Dokumente |
Erwin Baum |
Erwin Baum wurde am 15.4.1926 in Warschau als jüngster Sohn von sieben Geschwistern geboren. Sein Vorname war eigentlich Froim. Der Vater war Schneider, die Mutter betrieb einen kleinen Kiosk. Nach dem Tod seines Vaters 1931 verarmte die Familie und musste zeitweise im Kuhstall leben. Erwins zweitältester Bruder fand Aufnahme im Waisenheim 'Dom Sierot' von Dr. Korczak. 1938 kam Erwin Baum ebenfalls in dieses Heim, für ihn das „Paradies" - Janusz Korczak verehrte und bewunderte er. Im Gegensatz zur polnischen Grundschule, gab es hier keinen Antisemitismus. Im Oktober 1940 wurde das Warschauer Ghetto errichtet und die gesamte jüdische Bevölkerung dorthin „umgesiedelt" - auch das Waisenhaus musste umziehen. Im August 1942 wurde Dr. Korczak zusammen mit den Kindern des Waisenhauses ins Vernichtungslager Treblinka transportiert. Erwin Baum, der das Waisenhaus bereits vorher verlassen hatte, wollte eigentlich mit auf den Transport ins Unbekannte, wurde aber ins Ghetto zurückgeschickt. Nacheinander ging die Familie illegal ins Ghetto von Płońsk, wo die Bedingungen besser waren. Ende November 1942 wurde das Ghetto aufgelöst und Erwin Baum mit seiner Mutter, zwei Schwestern und zwei Brüdern nach Auschwitz transportiert, wo sie am 3.12.1942 ankamen. Auf der dreitägigen Fahrt ohne Essen und Wasser tauschte die Mutter ihren Ehering gegen eine Portion Schnee. In Auschwitz wurde Erwin Baum von der Mutter und den Schwestern getrennt und wurde auf die Seite der arbeitsunfähigen Männer eingeteilt. Es gelang ihm aber, zu seinen Brüdern auf die andere Seite zu wechseln. Er bekam die Nummer A 79 631. Sein ältester Bruder David steckte sich mit Typhus an und kam in die Gaskammer. Später arbeitete Erwin Baum im Dachdecker-Kommando, ab April 1944 im Kanada-Kommando, wo er relativ gut mit Lebens- mitteln versorgt war. Bei einem eintreffenden Transport mit ungarischen Häftlingen konnte er eine 18-jährige Jüdin retten, die im Lager dann leider wahnsinnig wurde. Erwin Baum wurde für den Transport nach Stutthof ausgewählt und kam von dort nach Hailfingen, wo er in einem der Steinbrüche und beim Bau der Startbahn arbeitete. Danach ging es nach Dautmergen, von dort am 7.4.1945 nach Dachau-Allach. Rund 1000 Mann wurden auf einen Evakuierungsmarsch geschickt, bei dem die Menschen starben wie die Fliegen. Erwin Baum überlebte mit 45 kg. Später traf er sich mit seinen Brüdern Icek und Idel und ging nach Israel zur Marine. 1949 heiratete er in Europa die Holocaust-Überlebende Anya. Anschließend wanderte er mit ihr und seinen beiden Brüdern nach Kanada aus und zog später aus beruflichen Gründen – er war damals in der Baubranche tätig – nach New York (USA). Das Ehepaar adoptierte ihre einzige Tochter Mona, die 1960 geboren wurde. 1988 folgte Erwin Baum einer Einladung nach Warschau anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Waisenhauses von Dr. Korczak und besuchte danach Treblinka und Auschwitz, um Kaddisch für die verstorbenen Angehörigen zu sagen. 1990 ließen sich Anya und Erwin Baum scheiden, später heiratete er seine zweite Frau Helen. 1994 gab er dem United States Holocaust Memorial ein ausführliches Interview. 1995 gab er der Shoah-Foundation ein weiteres (fast zweistündiges) Interview. Auch einige Stunden privates Videomaterial, das seine Tochter aufbewahrt, ließ er festhalten. Erwin Baum verstarb am 3.12.2006 in den Bronx, New York City, USA. Er hinterlässt seine Tochter Mona und zwei Enkeltöchter Raquel und Jessica in Kalifornien und Colorado. Seine Urenkel durfte er nicht mehr erleben. Seine langjährige Frau Anya, die noch sehr gesund und aktiv ist, lebt in Boca Raton, Florida (USA). Mit Baums Angehörigen steht unser Verein seit September 2011 in Kontakt. (Quellen: Volker Mall, Harald Roth: Jeder Mensch hat einen Namen, Berlin 2009; Social Security Death Index; Shoah-Foundation-Interview; Mona Baum; Greg Tibbetts) |
Ausschnitt Nummernbuch
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kzht.ar.ju.bau_natznr.jpg (0,1 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) |
Froim (Frojim) Baum, der sich nach dem Krieg Erwin Baum nannte, im Nummernbuch des Stammlagers Natzweiler, in dem 600 Häftlinge aufgelistet wurden, die für den Transport nach Hailfingen bestimmt waren.
Hier wird er unter der Nummer 40502 geführt. Erwin Baum wurde am 15.4.1926 geboren. Er hatte sich zwei Jahre älter ausgegeben.
Vollständiges Nummernbuch |
Das jüdische Waisenhaus „Dom Sierot” in Warschau
a) Fassade ca. 1935 (vor 1940) b) Einige Waisenkinder vor dem Haus, 1935 c) Einige Waisenkinder vor dem Haus, 1937 d) Einige Waisenkinder vor dem Haus (vor Sept. 1939) e) Hauptsaal bzw. Essensraum, undatiert |
kzht.ar.ju.bau_domsierot_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_domsierot_b.jpg (0,6 MB) kzht.ar.ju.bau_domsierot_2_c.jpg (0,2 MB) kzht.ar.ju.bau_domsierot_d.gif (0,9 MB) kzht.ar.ju.bau_domsierot_2_e.jpg (0,3 MB) kzht.ar.ju.bau_domsierot_1.zip (0,7 MB) Quellen: a) www.domdziecka-korczak.waw.pl/strona/historia b) Ghetto Fighters House Archives (www.infocenters.co.il) c) flickr (hochgeladen von User „romwro”) d) http://fcit.usf.edu/holocaust/korczak/photos/krochmal/default.htm e) flickr (hochgeladen von User „C&Janusz”) |
Erwin Baum wuchs zeitweise im Waisenhaus auf, da sein Vater 1935 oder 1936 bereits im Alter von 48 Jahren starb und seine Mutter nicht in der Lage war, ihre sieben Kinder alleine zu versorgen. Zunächst wohnte Erwins älterer Bruder Icek im „Dom Sierot”, das sich bis 1940 in der Warschauer Krochmalna-Straße 92 befand, Erwin selbst durfte während dieser Zeit nur tagsüber dort sein, er schlief also weiterhin bei seiner Mutter. Die Einrichtung wurde von Janusz Korczak geleitet und hatte einen sehr guten Ruf. Erwin Baum kam aus bitterarmen Verhältnissen, für ihn war, wie er sich 1995 im Interview erinnert, der Aufenthalt im Waisenhaus das Paradies. Richtig aufgenommen wurde er aber erst 1939, als sein Bruder nach den dort üblichen sieben Jahren das Waisenhaus verließ.
Das Gebäude des Waisenhauses heute |
Laut Ghetto Fighter's House:
Umzug (der Matratzen) des Waisenhauses ins Ghetto, Ecke Chlodna-Str./Zelazna-Str., Dezember 1940
Laut Bundesarchiv: schwer beladene, von Pferden gezogene Wagen im Warschauer Ghetto, 21.6.1941 |
kzht.ar.ju.bau_umzug_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_umzug_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_umzug_c.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_umzug_1.zip (0,1 MB) Quellen: a) Bundesarchiv: Bild_101I-134-0778-22 b) Bundesarchiv: Bild_101I-134-0778-23 c) http://iis.infocenters.co.il (Ghetto Fighter's House) |
Da das Waisenhaus sich nicht in den Grenzen des im Oktober 1940 eingerichteten Warschauer Ghettos befand, mussten die Waisenkinder noch im selben Jahr von der Krochmalna-Str. 92 in die Chlodna-Str. 33 umziehen. Damit hatten die (aus Erwin Baums damaliger Sicht) luxuriösen Bedingungen ein Ende. „Und alle, die ihre Eltern verloren hatten, wenn die Eltern starben oder getötet wurden, wurden ins Waisenhaus gebracht. Und Dr. Korczak war so wunderbar: Er hat keine Kinder weggeschickt. Kein einziges. Also kamen einfach alle. Normalerweise waren nur 107 Kinder im Waisenhaus, 56 Mädchen und 51 Jungs. Aber es gab Zeiten, in denen es mehr als 200 waren. Also wurde die Aufsicht etwas lockerer, [auch] weil viele der Aufsichtspersonen und auch Lehrer weg gingen. Einige gingen nach Russland. Sie wollten ihr eigenes Leben retten. [...] Sie versuchten das Waisenhaus normal weiter zu betreiben. Aber das war unmöglich wegen dieser Kinder, die von überall her kamen. Und die Verwaltung geriet außer Kontrolle. Und immer wieder mussten wir umziehen.” (Erwin Baum, 26.10.1995) |
Dr. Janusz Korczak
(eigentlich Henryk Goldszmit) a) letztes Foto (20.9.1940) b+g) Datum unklar c) mit Waisenkindern, 1935 (Mädchen: Hana Mandel) d) mit Waisenkindern, Datum unklar (neben ihm der einzige überlebende Lehrer Misha/Misza Wroblewski) e) mit seiner engsten Mitarbeiterin Stefa Wilcynska (vor dem Krieg) f) Socken stopfend (1939) h) im Ghetto Warschau |
kzht.ar.ju.bau_korczak_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_2_c.jpg (0,3 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_d.jpg (0,3 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_2_e.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_2_f.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_2_g.jpg (0,3 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_h.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_korczak_1.zip (2,6 MB) Quellen: a) zmh.um.warszawa.pl b) hiranpinel.blogspot.com c) adamjaromir.com d) jimbaotoday.blogspot.com e) infocenters.co.il f+h) flickr g) home.kpn.nl |
Janusz Korczak (eigentlich Henryk Goldszmit) übernahm 1911 die Leitung des nach seinen Vorstellungen neu errichteten jüdischen Waisenhauses 'Dom Sierot' in Warschau. Er war Pädagoge, Arzt und Kinderbuchautor und lebte für seine Schützlinge. Für Erwin Baum war er ein Vater und ein Held. Als das Waisenhaus ins Ghetto umziehen musste und die Lebensmittel immer knapper wurden, gab er den Kindern selbst noch von seiner eigenen Ration. Beim Abtransport der 200 Waisen ins Vernichtungslager Treblinka blieb er freiwillig bei ihnen, obwohl er (laut Władysław Szpilman) wusste, dass er den Tod in Kauf nahm. Seine Tagebuchaufzeichnungen enden am Erwin Baum entging nur zufällig der Deportation. Er hatte das Ghetto verlassen, um Essen zu organisieren, und wurde von einem deutschen Soldaten irrtümlicherweise weggeschickt, als er (ohne Judenstern) versuchte, zu seinen Freunden zum Zug zu gelangen. Der Zeitzeuge Władysław Szpilman beschreibt die Deportation ausführlicher als Erwin Baum: „Eines Tages, um den 5. August [...] wurde ich zufällig Zeuge des Abmarsches von Janusz Korczak und seinen Waisen aus dem Ghetto. Für jenen Morgen war die „Evakuierung" des jüdischen Waisenhauses, dessen Leiter Janusz Korczak war, befohlen worden; er selbst hatte die Möglichkeit, sich zu retten, und nur mit Mühe brachte er die Deutschen dazu, dass sie ihm erlaubten, die Kinder zu begleiten. Lange Jahre seines Lebens hatte er mit Kindern verbracht und auch jetzt, auf dem letzten Weg, wollte er sie nicht allein lassen. Er wollte es ihnen leichter machen. Sie würden aufs Land fahren, ein Grund zur Freude, erklärte er den Waisenkindern. Endlich könnten sie die abscheulichen, stickigen Mauern gegen Wiesen eintauschen, auf denen Blumen wüchsen, gegen Bäche, in denen man würde baden können, gegen Wälder, wo es so viele Beeren und Pilze gäbe. Er ordnete an, sich festtäglich zu kleiden und so hübsch herausgeputzt, in fröhlicher Stimmung, traten sie paarweise auf dem Hof an. Die kleine Kolonne führte ein SS-Mann an, der als Deutscher Kinder liebte, selbst solche, die er in Kürze ins Jenseits befördern würde. Besonders gefiel ihm ein zwölfjähriger Junge, ein Geiger, der sein Instrument unter dem Arm trug. Er befahl ihm, an die Spitze des Kinderzuges vorzutreten und zu spielen - und so setzen sie sich in Bewegung. Als ich ihnen an der Gęsia-Straße begegnete, sangen die Kinder, strahlend, im Chor, der kleine Musikant spielte ihnen auf und Korczak trug zwei der Kleinsten, die ebenfalls lächelten, auf dem Arm und erzählte ihnen etwas Lustiges. Bestimmt hat der „Alte Doktor" noch in der Gaskammer, als das Zyklon schon die kindlichen Kehlen würgte und in den Herzen der Waisen Angst an die Stelle von Freude und Hoffnung trat, mit letzter Anstrengung geflüstert: „Nichts, das ist nichts Kinder..." um wenigstens seinen kleinen Zöglingen den Schrecken des Übergangs vom Leben in den Tod zu ersparen.” (aus: Der Pianist, Mein wunderbares Überleben, Ullstein München 2002, S. 93–94) Interview-Ausschnitt, in dem Erwin Baum über Janusz Korczak erzählt |
Brücken, die unterschiedliche Teile des Warschauer Ghettos verbinden
a+b) Die abgebildete Chłodna-Straße selbst gehörte aus verkehrstechnischen Gründen zum „arischen” bzw. polnischen Teil der Stadt. Juni 1942 c) Ähnliche Stelle, nur mit Holzlatten als Begrenzung: Blick von der Bonifraterska-Straße in die Muranowska-Straße, Sommer 1941 |
kzht.ar.ju.bau_bruecke_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_bruecke_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_bruecke_c.jpg (0,1 MB) Quellen: a) Bundesarchiv Bild 101I-270-0298-14 b) Bundesarchiv Bild 101I-270-0298-10 c) Bundesarchiv Bild 101I-134-0791-26A |
Über diese Brücke, die sich in unmittelbarer Nähe von Korczaks Waisenhaus befand, die den kleinen (links) mit dem großen Teil (rechts) des Warschauer Ghettos verband, führte der letzte Weg Korczaks und seinen Kindern zum Umschlagplatz und anschließend in die Gaskammern von Treblinka. Erwin Baum erinnert sich, wie er eine ähnliche Stelle nutzte, um heimlich aus dem Ghetto zu gelangen: „Ich zog ins Ghetto und dort waren beide Straßenseiten Ghetto. Und die Wände meiner Straße waren glücklicherweise aus Holzlatten, mit Zwischenräumen, in die meine Mutter ihre Hände stecken konnte, und ich konnte an ihr hoch klettern und auf die andere Seite springen. Die andere Seite war kein Ghetto, weil auf der Straße Autos zu einem Gerichtsgebäude fuhren. Ich sprang also auf die andere Seite, wenn gerade Autos fuhren. Dann duckte ich mich und rannte, damit die Polizisten an der Ecke mich nicht sahen, und ging zum Markt, kaufte ein paar Laibe Brot, rannte zurück und warf sie rüber zu meiner Mutter. Meine Mutter hat sie verkauft. Den ganzen Tag ging das so. Am Ende des Abends war der Lohn dann ein Laib Brot. Ich kam abends nach Hause, so gegen 8 oder 9 Uhr. Dann sagte meine Mutter: ‚Lasst uns jetzt ins Bett gehen. Wir werden zum Frühstück gutes Brot haben, so werden wir wenigstens den ganzen Tag etwas im Magen haben.’ Aber ich erinnere mich daran, wie das Mädchen [meine Schwester] sagte: ‚Mama, wir sind so hungrig. Warum gibst du uns unsere Ration nicht gleich?’ [...] Aber einmal wurde ich von einem Polizisten gefangen und er schlug mich und nahm mir mein ganzes Brot ab. Und danach hatten wir kein Geld mehr und deshalb musste ich betteln gehen.” (Erwin Baum, 26.10.1995) Weitere Ansichten der Chłodna-Straße auf www.warszawa1939.pl |
Armut,Krankheit und Enge im Warschauer Ghetto
a) Jüdischer Junge hält den Kopf eines auf der Straße, zwischen Straßenbahnschienen, liegenden Jugendlichen (Solna-Straße) b) Bettler am Straßenrand c) Markt Ecke Ksawery-Lubecki-Straße/Gęsia-Straße d) Jüdischer Vater mit Tochter |
kzht.ar.ju.bau_ghetto_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_ghetto_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_ghetto_c.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_ghetto_d.jpg (0,1 MB) Quellen: a) Bundesarchiv Bild 101I-134-0780-09 b) Bundesarchiv Bild 101I-134-0780-35 c) Bundesarchiv Bild 101I-134-0780-38 d) http://www.holocaustresearchproject.org/ghettos/warsawgal/ |
Krankheiten wie Typhus verbreiteten sich schnell durch die beengte Wohnsituation und die mangelde Versorgung im Warschauer Ghetto. Auch die Lebensmittel wurden immer knapper. „Ich sah das jeden Tag. Ich bin eigentlich [im wahrsten Sinne des Wortes] über Leichen gegangen, da lagen jeden Tag überall Leichen herum. [...] Das war für mich [als Kind] ganz natürlich, ich sagte mir, oh, nochmal so eine arme Seele. Ich muss sehen, dass ich bloß nicht selber in diese Situation komme!” (Erwin Baum, 6.7.1994) Familie Baum suchte nach einer Lösung und entschied sich schließlich zu flüchten. Einem nach der anderen gelang die Flucht ins Ghetto Płońsk, in dem die Bedingungen zunächst besser waren, weil es zu diesem Zeitpunkt noch nicht so überfüllt war, was sich aber bald ändern sollte. Der Vernichtung des Warschauer Ghettos nach dem dortigen Aufstand entgingen sie. Im November 1942 wurde das Ghetto Płońsk geräumt und sämtliche Bewohner nach Auschwitz deportiert. Die vier obigen Fotos dienten der Zeichnerin Karen Ritz als Inspiration für die Illustration des Buchs „Child of the Warsaw Ghetto” über Erwin Baums Jugend im Warschauer Ghetto, das am 17.11.2011 in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Weitere Fotos vom Warschauer Ghetto, sortiert nach Fotograf (Wikimedia) Buch mit Heydecker-Fotografien vom Warschauer Ghetto (ausleihbar im Seminarraum) |
Foltermethode „Baumhängen”
Zwei der drei einzigen (direkt nacheinander aufgenommenen) Fotos dieser Art von Bestrafung, Buchenwald, 1941 Die Fotos werden oft einem DEFA-Film aus der DDR zugeschrieben. Der Historiker Herbert Obenaus stellte 1995 diese Behauptung auf, die jedoch widerlegt werden konnte. Ein solcher Film ließ sich bisher nicht finden. |
kzht.ar.ju.bau_baumhaengen_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_baumhaengen_b.jpg (0,1 MB) Bildquellen: a) http://cfile214.uf.daum.net/image/112BAA0F49A3F7EEAD463A b) http://www.welt.de/politik/article1028495/KZ_Buchenwald.html Informationsquellen: Christian König: Der Dokumentarfilm »KZ Dachau«, München 2010 http://www.welt.de/politik/article1028495/KZ_Buchenwald.html |
Erwin Baum musste auf seinem Leidensweg, der im Ghetto leider erst den Anfang nahm, Furchtbares erleben. Die abgebildete Foltermethode beispielsweise wurde auch an dem Jungen angewandt. Das sogenannte „Pfahl-” oder „Baumhängen” kam in mehreren Konzentrationslagern zum Einsatz und wurde teils bis zum Eintritt des Tods fortgeführt bzw. wiederholt. Erwin Baum wusste 1995 bei seinem Shoah-Foundation-Interview nicht mehr, auf welcher Station ihm diese Bestrafung zugefügt wurde. Bei dem von ihm vermuteten (Frauen-)KZ Ravensbrück handelt es sich vermutlich um eine Verwechslung. „Für gute Arbeit verteilte eine Gruppe Zigaretten an die Arbeiter. Aber mein Kapo sagte: ‚Weißt du was, du kannst dich nochmal anstellen und den Namen eines Toten nennen.’ Also ging ich wieder hin. Aber da war dieser üble kleine Polenjunge [ein polnischer, christlicher Gehilfe, der beim Austeilen der Zigaretten half], der sagte: ‚Hey, der war schon einmal da!’ Also schnappten sie mich und hängten mich zur Strafe für zwanzig Minuten an meinen Händen auf – Hände hinterm Rücken. Aber was passierte: Ich überlebte [den Holocaust], er [der polnische Junge] nicht.” (Erwin Baum, 26.10.1995) Transkript, Übersetzung und Audiodateien des Shoah-Foundation-Interviews mit Erwin Baum Ausschnitt aus Shoah-Foundation-Interview über die Zeit im KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen Ausschnitt aus USHMM-Interview-Transkript über die Zeit im KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen |
Seite 14 der Transportliste von Dautmergen nach Dachau vom 7.4.1945
Erwin Baum ist unter seinem Namen ursprünglichen Namen Froim Baum als 700. Häftling zu finden. |
kzht.ar.ju.bau_dautdach_1.jpg (0,5 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) |
Auf Seite 14 der „Namentliche[n] Transportliste der am 7. April 1945 vom KL Natzweiler Arbeitslager Dautmergen nach dem KL Dachau[-Allach] überstellten 973 arbeitsunfähigen Häftlinge” findet sich als 700. Häftling ‚Froim Baum’. Die Berufsangabe „Arbeiter” trifft in diesem Fall zu, musste er doch aufgrund des frühen Tods seines Vaters schon als Siebenjähriger nach der Schule in einer Zementfabrik arbeiten. Laut Interview vom 26.10.1995 kam Erwin Baum zunächst in Dachau an, wurde dann erst nach einem Todesmarsch nach Allach verschleppt. Adam Billauer, der sechs Nummern weiter unten ebenfalls auf der Liste zu finden ist, hat das vermutlich etwas korrekter in Erinnerung, wenn er vom Transport von Dautmergen nach Dachau-Allach berichtet.
Informationen über Jack Spicer, der auf demselben Transport war |
Seite 1 der Zugangsliste von Häftlingen, die aus Dautmergen in Dachau-Allach ankamen.
Erwin Baum ist unter dem Namen Froim Baum als 5. Häftling zu finden. |
kzht.ar.ju.bau_allach_1.jpg (0,2 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) |
Auf dieser Zugangsliste wurden die überlebenden Häftlinge nach ihrer Ankunft am 12. April in Dachau-Allach noch einmal registriert. Erwin Baum ist (wieder unter dem Namen Froim Baum) als 5. Häftling zu finden. |
Erwin Baum, 1945
a) nur Foto (wie Miniatur) b) gleiches Foto in etwas größer und ausgeschnitten (als Teil einer Collage zusammen mit einem Foto von ca. 1995) c) Gegenüberstellung der Fotos 1945/1995 |
kzht.ar.ju.bau_haeftling_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_haeftling_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_haeftling_c.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_haeftling_1.zip (1,2 MB) Quelle: University of Southern California (USC) |
„Das bin ich, natürlich in gestreifter Häftlingskleidung. Ich war damals 18 oder 19 Jahre alt. 1945 nach der Befreiung brauchten wir irgendeinen Ausweis, also wurden diese Bilder gemacht, und ich hatte keine andere Kleidung als diese Uniform. Ich habe dieses Bild retten können und habe es auf das Poster geklebt.” (Erwin Baum, 26.10.1995)
Fotos Erwin Baum 1995 |
Erwin Baum auf DP-Liste München, 8.8.1946
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kzht.ar.ju.bau_dpliste.jpg (0,2 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) |
Sein erstes Geld nach dem Krieg verdiente Erwin Baum, indem er Flugzeugteile und Motoren, die in den Lagern (vermutlich in Dachaus Außenlagern) zurückgeblieben waren, an Bauern gegen Rinder eintauschte, deren Fleisch er an die DP-Lager verkaufte. Er selbst wohnte anfangs auf einem Hof, danach direkt in München: „Wir gingen nach München und fanden jemanden, den Leon [ein anderer Überlebender] noch aus seiner Heimatstadt kannte. Er arbeitete dort in einem Büro und er sagte: ‚Findet eine Wohnung, in der ein Ex-Nazi wohnt, dann dürft ihr sie behalten.’ Also machten wir uns schlau. Sie verpetzten sich damals gegenseitig, sogar die Deutschen. ‚Ja, ja, dieser Mann war ein großer Nazi!’ Dann bekam er einen Räumungsbescheid, innerhalb von 24 Stunden musste er raus. Alles musste zurücklassen werden. Bettzeug, Kleidung, alles.
Also bekamen wir die Wohnung. Sie war in München. Und ich wusste nicht, wo meine Brüder waren, oder irgendetwas. Ich dachte, ich sei ganz alleine übrig geblieben. Mutterseelenallein auf der Welt.” (Erwin Baum, 26.10.1995) In München legte Baum seinen dort ungebräuchlichen Vornamen „Froim” ab und nannte sich von da an Erwin. |
Erwin Baum, städt. Wohlfahrtsbezirksamt München, 20.6.1948
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kzht.ar.ju.bau_wohlfahrt.jpg (0,2 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) |
Erwin Baum (links) mit seinen beiden Brüdern Idel (rechts) und Icek (Joseph) in Montreal (ca. 1975)
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kzht.ar.ju.bau_brueder_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_brueder_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_brueder_1.zip (1,2 MB) Quelle: University of Southern California (USC) |
Später erfuhr Erwin Baum, dass sein Bruder Icek am Leben war. Er arbeitete in der Tschechoslowakei als Elektriker. Erwins Suche blieb allerdings erfolglos. Erst als Icek zum anderen, dritten Bruder Idel nach Belgien unterwegs war, stieß er durch einige Zufälle auf seinen jüngsten Bruder Erwin. Gemeinsam zogen sie nach Belgien. 1948 gingen Idel und Erwin nach Israel, um bei der Marine im Befreiungskrieg mitzukämpfen. Nach Kriegsende kehrten sie zurück nach Belgien und wanderten alle drei gemeinsam nach Montreal, Kanada, aus, wo die beiden Brüder Idel und Icek 1995 noch immer wohnten. Erwin Baum selbst zog aufgrund eines Jobangebots später nach New York, wo er sich sehr wohl fühlte und bis zu seinem Tod im Jahre 2006 lebte. Icek Baum, der sich nach dem Krieg auch Joseph Baum nannte, schilderte wie auch Erwin Baum seine Lebensgeschichte in einem ausführlichen Interview für das „United States Holocaust Memorial Museum”. Es wurde am 5. Juli 1994 von Randy Goldman vor Ort in Washington geführt. Icek und Erwin Baums Interviews für das United States Holocaust Memorial Museum |
Poster mit Erwin Baums Foto
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kzht.ar.ju.bau_poster_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_poster_1.zip (0,6 MB) Quelle: University of Southern California (USC) |
„Manchmal finden Treffen von Überlebenden statt und wir Überlebende gehen nur umher und suchen nach bekannten Gesichtern. Aber man erkennt niemanden wieder, weil wir damals Jungen waren und heute sind die meisten Großväter. Deshalb habe ich dieses Poster gemacht, zu meinem eigenen Nutzen. Vielleicht erkennt mich jemand [durch das aufgeklebte Foto]. Vielleicht meine Schwester [Adela], die ich [nach 55 Jahren immer noch] suche. Denn sie würde mich nicht wiedererkennen, wenn sie mich jetzt sieht.
[...] Ich habe das [auch] für Menschen gemacht, die nicht glauben, dass es den Holocaust gab, dass es Auschwitz gab. Jeder, der mir nicht glaubt, kann kommen und mit mir reden. Und ich beweise, dass die Nummer, die neben dem Foto zu sehen ist, auf meinem Arm ist, dass ich es bin!” (Erwin Baum, 26.10.1995) Ins Deutsche übersetzt steht auf dem Poster: „Fasst mich an, ich bin echt, und ich war dort!” Darüber sind die Lager aufgelistet, an die sich Erwin Baum zu erinnern glaubt. Es ist allerdings äußerst unwahrscheinlich, dass er tatsächlich in Ravensbrück war. Auch war er wohl nicht in Dachau selbst, sondern „nur” im Außenlager Dachau-Allach. Die Lager Hailfingen und Dautmergen fehlen hingegen auf dem Poster. „Und dann gingen wir nach Ravensbrück, glaube ich. So viele Lager ... ich kann mich nicht einmal mehr erinnern.” (Erwin Baum, 26.10.1995) |
Das Gebäude des Waisenhauses Dom Sierot mit Korczak-Denkmal, wie es heute aussieht
Foto: 6.9.2005 |
kzht.ar.ju.bau_domsierotneu.jpg (0,4 MB) Quelle: Wikimedia („Janusz Korczak”) |
1988 reiste Erwin Baum anlässlich des 75-jährigen Bestehens „seines” Waisenhauses Dom Sierot nach Warschau. Er saß auf dem gleichen Platz wie damals und redete mit ein paar anderen überlebenden Bewohnern des Hauses, von denen die meisten die Einrichtung schon vor dem Krieg verlassen hatten. Er traf auch einen alten Betreuer und Freund, der ihm oft bei den Hausaufgaben geholfen hatte. Trotzdem musste er feststellen: „Mein Eindruck, als ich in dieses Heim kam ... es war, als sei man ein kleines Kind und das Lieblingsspielzeug wurde einem weggenommen und wieder gegeben, aber kaputt. [...] Das Haus ist immer noch da, ja. Und es gibt dort auch Kinder aus zerrütteten Familien, aber alles hat sich verändert.” (Erwin Baum, 26.10.1995) Die größte Veränderung war wohl die, dass fast alle damaligen Mitbewohner nicht mehr existierten. Das Waisenhaus damals |
Gedenkstätte des Vernichtungslagers Treblinka
Fotos: 1.4.1997 a) Gedenkstein „Janusz Korczak/Henryk Goldszmit und Kinder” b) weitere Gedenksteine |
kzht.ar.ju.bau_treblinka_a.jpg (0,4 MB) kzht.ar.ju.bau_treblinka_b.jpg (0,4 MB) Quellen: Foto: Saul Adereth, Flickr (Creative-Commons-Lizenz) Zitat: University of Southern California (USC) Übersetzung: Birgit Höffl, Johannes Kuhn |
Nachdem er das Waisenhaus gesehen hatte, suchte Erwin Baum gemeinsam mit anderen Überlebenden auf dieser Reise die Gedenkstätten Auschwitz, Majdanek und Treblinka auf. In Auschwitz sagte er für seine ermordeten Geschwister und seine Mutter „Kaddish”. In Treblinka wurde Janusz Korczak, Erwin Baums Ersatzvater und Held, der Leiter des Waisenhauses, und 200 Waisenkinder vergast. „Wir gingen nach Treblinka und dort gab es nur Steine, kleine Denkmäler. Und einer dieser Gedenksteine nannte diese Stadt, einer jene Stadt und einer nannte Janusz Korczak und die Kinder. Das ist alles, was übrig ist. [...] Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll – Menschen in den Vereinigten Staaten oder wo auch immer, sie können die Gräber ihrer Lieben besuchen. Wohin können wir gehen? Wir haben den Ort, wo die Überreste der Krematorien stehen.” (Erwin Baum, 26.10.1995) |
David A. Adler: We Remember the Holocaust, New York 1989
147 Seiten (Hier die Neuauflage von 1995) a) Buchcover vorne b) Klappentext c) Impressum (Neuauflage 1995) d) Inhaltsverzeichnis (Ausschnitt) |
kzht.ar.ju.bau_remember_a.jpg (0,2 MB) kzht.ar.ju.bau_remember_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_remember_c.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_remember_d.jpg (0,2 MB) Quellen: amazon.com Bearbeitung: Johannes Kuhn |
David A. Adler veröffentlichte 1989 dieses Buch, das den Holocaust behandelt und dazu einige Zeitzeugenberichte integriert – unter anderem den von Erwin Baum. Sechs Jahre später widmete der Autor sein Kinderbuch „Child of the Warsaw Ghetto” ausschließlich der Kindheit und Jugend dieses Menschen. „Child of the Warsaw Ghetto”, David A. Adlers Buch über Erwin Baums Jugend |
Gedicht „A Father Like No Other” von Mona B. Baum über Erwin Baum,
1989 a) wie Miniatur b) größer, ohne Rahmen c) Abschrift d) dt. Übersetzung |
kzht.ar.ju.bau_gedicht_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_gedicht_2_b.jpg (0,3 MB) kzht.ar.ju.bau_gedicht_c.pdf (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_gedicht_d.pdf (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_gedicht_1.zip (2,5 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Übersetzung: Birgit Höffl, Hailfingen |
Erwin Baums Tochter Mona hat über ihren Vater 1989 ein Gedicht verfasst. „Meine wunderbare Tochter, mein Sonnenschein, viele Jahre hat sie ihren Schmerz und ihr Mitgefühl für mein Leiden in den Konzentrationslagern unterdrückt. Sie wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Doch schließlich 1989 hat sie dieses Gedicht für mich verfasst, auf das ich sehr, sehr stolz bin.” (Erwin Baum, 26.10.1995) |
Familienfoto, ca. 1992/93
(v. l. n. r.:) Mona B. Baum (zur Zeit des Fotos: Marks), Erwin Baum, Raquel N. Dipalma (zur Zeit des Fotos: Marks), Jessica L. Marks, Stu(art) B. Marks († 1997) |
kzht.ar.ju.bau_familie_2.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_familie_1.zip (0,5 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Übersetzung: Birgit Höffl, Hailfingen/Johannes Kuhn, Berlin |
„Das ist ein Bild meines ganzen Stolzes, meines wunderbaren Sonnenscheins, meiner Tochter Mona, Ihres Ehemannes Stu und meiner lieben kleinen Prinzessin Raquel und meines kleinen Engels, Jessica. Sie sind der Grund dafür, dass ich weiter lebe.
Es wurde vor drei Jahren gemacht, vielleicht vor zwei. [...] Ihr Familienname ist Marks und momentan leben sie in Santa Cruz, Kalifornien. Und ich versuche, sie so oft wie möglich zu besuchen.” (Erwin Baum, 26.10.1995) |
Interviews für das United States Holocaust Memorial Museum
5./6. Juli 1994 a) Interviewtranskript (60 Seiten) Erwin Baum (6.7.1994) b) Interviewtranskript (58 Seiten) Icek Baum (5.7.1994) c) Interviewtranskript (36 Seiten) Zina Schulz Baum (5.7.1994) |
kzht.ar.ju.bau_ushmm_a.pdf (0,6 MB) kzht.ar.ju.bau_ushmm_b.pdf (0,5 MB) kzht.ar.ju.bau_ushmm_c.pdf (0,3 MB) Quellen: a) http://collections.ushmm.org/artifact/image/h00/00/h0000029.pdf b) http://collections.ushmm.org/artifact/image/h00/00/h0000030.pdf c) http://collections.ushmm.org/artifact/image/h00/00/h0000031.pdf |
An zwei aufeinanderfolgenden Tagen stellten sich Erwin Baum, sein älterer Bruder Icek und dessen damalige Frau Zina Schulz Baum für Interviews im Auftrag des United States Holocaust Memorial Museum zur Verfügung. Für die Zeitzeugenaussagen nahmen sie weite Reisen nach Washington auf sich, Erwin Baum wohnte zu dieser Zeit in New York, Icek Baum mit seiner Frau in Montreal, Kanada. Es handelt sich bei den hier aufgeführten Dateien um Transkripte der auf Video aufgezeichneten Interviews im englischen Wortlaut. Eine Übersetzung ins Deutsche existiert (bisher) nicht. Die Videomitschnitte selbst liegen uns zur Zeit nicht vor. Erwin Baums Shoah-Foundation-Interview (26.10.1995) Ausschnitt aus Shoah-Foundation-Interview über Motivation, seine Geschichte zu erzählen |
Ausschnitt aus dem Transkript von Erwin Baums USHMM-Interview vom 6.7.1994
im Original und in deutscher Übersetzung
(Hilfe vonseiten der Zivilbevölkerung bei Hailfingen/Tailfingen) |
kzht.ar.ju.bau_ushmm_a.pdf (0,6 MB) Quellen: http://collections.ushmm.org/artifact/image/h00/00/h0000029.pdf Übersetzung: Johannes Kuhn, Berlin |
Auf die Frage, ob ihm etwas Besonderes in Erinnerung geblieben sei aus den Lagern, die seiner Zeit in Auschwitz folgten, berichtet Erwin Baum von Hilfeleistungen, die er im Lager Hailfingen/Tailifngen vonseiten der Zivilbevölkerung auf dem Weg zur Arbeit erfahren hat. Interviewtranskript, aus dem der Ausschnitt entnommen ist Ausschnitt aus Shoah-Foundation-Interview über das Lager Hailingen/Tailfingen |
Brief von Enkeltochter Raquel, 1994
Foto Enkeltöchter Raquel (re.), Jessica (li.), ca. 1991/92 a) wie Miniatur b) nur Foto c) nur Brief |
kzht.ar.ju.bau_enkel_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_enkel_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_enkel_2_c.jpg (0,2 MB) kzht.ar.ju.bau_enkel_1.zip (2,0 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Übersetzung: Birgit Höffl, Hailfingen |
Im Sommer 1994 hat Erwin Baum von seiner älteren Enkeltochter Post bekommen: Lieber Papi, ich vermisse dich. Wann kommst du uns besuchen? Rosen sind rot Veilchen sind blau Zucker ist süß So wie du. In Liebe, Raquel Am Ende des USC-Interviews verrät Erwin Baum, wieviel ihm seine Enkelkinder bedeuten: „Wenn ich dieses Bild und diese Nachricht meiner kleinen Engel ansehe, dann glaube ich, dass sich all das Leiden gelohnt hat, um so belohnt zu werden. Sie sind einfach wunderbar. Es heilt mein Herz und es heilt alle meine Wunden und lässt mich aufhören zu weinen. Es macht mich so glücklich, dass es jemanden gibt, der mich liebt. [...] Meine beiden kleinen Mädchen nennen mich 'Papi', weil meine Tochter mich [...] so nennt. Raquel ist zehn, und Jessica ist sechs. Ich kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen.” (Erwin Baum, 26.10.1995) |
David A. Adler, Karen Ritz: Child of the Warsaw Ghetto, New York 1995
32 Seiten a) Cover vorne b) Impressum c) Umschlag innen d) Foto David A. Adler e) Foto Karen Ritz |
kzht.ar.ju.bau_child_a.jpg (0,3 MB) kzht.ar.ju.bau_child_b.jpg (0,2 MB) kzht.ar.ju.bau_child_c.jpg (0,2 MB) kzht.ar.ju.bau_child_d.jpg (0,2 MB) kzht.ar.ju.bau_child_e.jpg (0,1 MB) Quelle: Scans a–c): Johannes Kuhn, Berlin d) www.holidayhouse.com/authors/ e) www.karenritz.net/press.html |
Über Erwin Baums Jugend im Warschauer Ghetto hat David A. Adler ein Jugendbuch geschrieben, illustriert wurde es von Karen Ritz. Es ist 1995 unter dem Titel „Child of the Warsaw Ghetto” in New York erschienen. 2011 wurde es in die deutsche Sprache übersetzt. Veröffentlichung der deutschen Übersetzung Homepage David A. Adler Homepage Karen Ritz |
a) Vollständige Transkription und Übersetzung des USC-Interviews mit Erwin Baum (1995)
65 Seiten b) Tondatei Tape 1 28:20 min c) Tondatei Tape 2 29:11 min d) Tondatei Tape 3 28:24 min e) Tondatei Tape 4 15:53 min (mp3, 160 kBits, 48 kHz, stereo) |
kzht.ar.ju.bau_usctrans_a.pdf (1,2 MB) kzht.ar.ju.bau_usctape1_b.mp3 (32,4 MB) kzht.ar.ju.bau_usctape2_c.mp3 (33,4 MB) kzht.ar.ju.bau_usctape3_d.mp3 (32,5 MB) kzht.ar.ju.bau_usctape4_e.mp3 (18,1 MB) Quellen: Interview: University of Southern California (USC) Transkription und Übersetzung: Birgit Höffl, Hailfingen Johannes Kuhn, Berlin Lena Meck, Düsseldorf Thomas Orr, Düsseldorf |
Erwin Baum gab am 26.10.1995 ein weiteres ausführliches Interview für die „Shoah Foundation”. Die Shoah-Foundation, vollständig „Survivors of the Shoah Visual History Foundation” genannt, ist eine 1994 vom US-amerikanischen Regisseur Steven Spielberg gegründete gemeinnützige Organisation in den USA, die weltweit und in großem Umfang Schilderungen von Überlebenden des Holocaust auf Video aufnahm, um sie nachfolgenden Generationen als Unterrichts- und Ausbildungsmaterial zugänglich zu machen. Mitte der 2000er Jahre wurde die Shoah-Foundation an die University of Southern California (USC) in Los Angeles an das dort gegründete „Shoah Foundation Institute for Visual History and Education” übergeleitet, das das gesammelte und archivierte Material inzwischen in dessen Visual History Archive zu Forschungs- und Lehrzwecken bereitstellt. Im Auftrag des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.” wurde das komplette zweistündige USC-Interview mit Erwin Baum transkribiert und übersetzt. Im Seminarraum der Gedenkstätte steht das Video-Interview jetzt mit deutschen Untertiteln zur Verfügung. Ausschnitt aus Shoah-Foundation-Interview über Motivation, seine Geschichte zu erzählen Transkript des Interviews für das United States Holocaust Memorial Museum |
kzht.ar.ju.bau_usckorczak_a.flv (7,5 MB) kzht.ar.ju.bau_usckorczak_b.mp3 (2,3 MB) kzht.ar.ju.bau_usckorczak_c.pdf (0,1 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: Birgit Höffl, Johannes Kuhn, Thomas Orr, Lena Meck |
Stichwortartige Inhaltsangabe: Zwei Situationen im Waisenhaus: Korczak stibitzt Brot/Korczak gibt Brot; Selbstvorwürfe Baum (Im Seminarraum der Gedenkstätte ist das komplett untertitelte Interview in besserer Qualität abrufbar.) Informationen über und Fotos mit Janusz Korczak |
kzht.ar.ju.bau_uschailfingen_a.flv (10,4 MB) kzht.ar.ju.bau_uschailfingen_b.mp3 (3,2 MB) kzht.ar.ju.bau_uschailfingen_c.pdf (0,1 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: Birgit Höffl, Johannes Kuhn, Thomas Orr, Lena Meck |
Stichwortartige Inhaltsangabe: Ankunft in Hailfingen, Arbeit mit Heugabel, LKW-Fahrer, Brotration, Brotklau, Luftangriffe (Im Seminarraum der Gedenkstätte ist das komplett untertitelte Interview in besserer Qualität abrufbar.) Transkript und Übersetzung eines Ausschnitts des USHMM-Interviews über Hailifngen/Tailfingen |
kzht.ar.ju.bau_uscmotivation_a.flv (11,0 MB) kzht.ar.ju.bau_uscmotivation_b.mp3 (3,7 MB) kzht.ar.ju.bau_uscmotivation_c.pdf (0,1 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Übersetzung: Birgit Höffl, Johannes Kuhn, Thomas Orr, Lena Meck |
Stichwortartige Inhaltsangabe: Grund des langen Schweigens (Selbstvorwurf, am Leben geblieben zu sein), Grund der Aussage (Beitrag gegen Holocaust-Leugnung, „wandelnde Mahnmale”), Lebenssinn Familie (Im Seminarraum der Gedenkstätte ist das komplett untertitelte Interview in besserer Qualität abrufbar.) |
Fotos Erwin Baum, 1995
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kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_b.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_c.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_d.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_e.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_f.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_g.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_2_h.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_erwin95_1.zip (3,5 MB) Quelle: University of Southern California (USC) |
Sieben Standbilder des Interviews, das Sam Baron am 26.10.1995 für das Archiv der 'Survivors of the Shoah Visual History Foundation' gab. |
Deutsche Untertitel der vier Ausschnitte des Shoah-Foundation-Interviews, die im Dokumentationsraum im Tailfinger Rathaus anwählbar sind.
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kzht.ar.ju.bau_infodoc_a.pdf (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_infodoc_b.pdf (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_infodoc_c.pdf (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_infodoc_d.pdf (0,1 MB) Quelle: Interview: University of Southern California (USC) Übersetzung: Johannes Kuhn, Thomas Orr und andere |
1) Erwin Baum erlebt die Deportation der Kinder des Waisenhauses von Dr. Korczak 2) Transport nach Auschwitz, Ankunft, Vergasung von Mutter und Schwestern, Arbeiten, Vergasung Bruder David 3) Auswahl der Häftlinge für den Transport nach Stutthof 4) Lager Hailfingen-Tailfingen: Essen, Arbeit, zugestecktes Brot, Luftangriffe |
Mona Baum mit Töchtern und Enkelkindern, Juni 2011
v. l. n. r.: Mona Baum, Raquels Tochter Sienna Natalia Dipalma (*3.6.2011), Jessica „Jessie” Marks, Raquel Dipalma, Raquels Sohn Dylan Savino Dipalma (*9.4.2009) |
kzht.ar.ju.bau_familiejuni11_3.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bau_familiejuni11_1+2.zip (0,1 MB) Quelle: Mona Baum, Sierra Nevada, Kalifornien |
Anfang September 2011 ist es Johannes Kuhn gelungen, den Kontakt zu Raquel N. Dipalma herzustellen. Erwin Baums Enkelin ist 25, lebt in Aptos, Kalifornien (USA), und hat zwei kleine Kinder. Raquel, die sofort einen sehr netten Eindruck machte, vermittelte den Kontakt zu ihrer Mutter, Erwin Baums einziger (Adoptiv-)Tochter Mona, die ihren Mädchennamen „Baum” nach dem tragischen Tod ihres früheren Ehemanns Stuart Marks im Jahre 1997 wieder annahm. Mona hat zur Zeit keinen festen Wohnsitz, gemeinsam mit ihrem Mann renoviert sie eine Hütte in der Sierra Nevada im Osten Kaliforniens. Im Zuge der berüchtigten Finanzkrise 2008 verlor sie alles, was sie besessen hatte – auch ihre Wohnung. Sie bemüht sich sehr, ihrer jüngeren Tochter weiterhin das Studium zu ermöglichen: Die 22-jährige Jessie, die auf dem Foto das Neugeborene hält, geht in Colorado zum College. Als Mona von der Arbeit unseres Vereins erfuhr, freute sie sich sehr und ließ uns das vorliegende Foto zukommen, das im Juni kurz nach der Geburt ihres zweiten Enkelkinds mit einem Smartphone aufgenommen wurde. Es existiert also nicht in einer höheren Auflösung. |
Grußwort von Mona Baum, 3.10.2011
Englischer Wortlaut und deutsche Übersetzung |
kzht.ar.ju.bau_grusswort.pdf (0,1 MB) Quelle: Mona Baum, Sierra Nevada, Kalifornien Übersetzung: Johannes Kuhn, Berlin |
Anlässlich der Veröffentlichung einer deutschen Übersetzung des Kinderbuchs über Erwin Baums Jugend verfasste Mona Baum ein Grusswort. Ähnlich wie ihr Gedicht von 1989 zeigt es eindrücklich, warum sie jetzt wie damals sehr stolz auf ihren Vater ist und inwiefern sie von ihm geprägt wurde. |
Kinderbuch: Froim – der Junge aus dem Warschauer Ghetto
2011 a) Cover vorne b) Schutzumschlag (vorne, hinten und innen) als Pdf |
kzht.v.ve_froim_a.jpg (0,3 MB) kzht.v.ve_froim_b.pdf (3,4 MB) Quelle: Volker Mall, Herrenberg |
Am 17.11.2011 wurde das Kinderbuch „Froim – der Junge aus dem Warschauer Ghetto” in deutscher Sprache veröffentlicht. Held der wahren Geschichte ist Erwin Baum, von dessen Jugend das Buch des Autors David A. Adler handelt, das auf Englisch bereits 1995 veröffentlicht wurde.
Die lokale Sektion des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie” übersetzte den Text, der im Berliner Metropol-Verlag erscheint. Die Veröffentlichung ist in erster Linie für Schüler, Lehrer und Eltern gedacht.
Veröffentlichungen |
„Wir sind wandelnde Mahnmale”
Gäubote, 19.11.2011 a) Gescannte Version b) Pdf-Version mit englischer Übersetzung |
kzht.ar.pr.2011_11-19gbwirsind_a.jpg (0,7 MB) kzht.ar.pr.2011_11-19gbwirsind_b.pdf (0,2 MB) Quellen: Gäubote, Scan/Übersetzung: Johannes Kuhn, Berlin; Ulrike Kuhn, Herrenberg |
Für die Vorstellung des Buchs konnte der prominente Schauspieler Walter Sittler gewonnen werden, der vor über 200 Interessierten, darunter auch vielen Kindern, las. Dem Gäuboten, der die Lesung mitveranstaltete, ist dieser informative Zeitungsartikel von Thomas Volkmann entnommen. Kleine Anmerkung: Aus Erwin Baum wurde hier versehentlich Erich Baum. |