Die Gedenkstätte |
Denk-Pfeiler |
Eine der Flugzeughallen, zu deren Bau verschiedene Gruppen von Häftlingen gezwungen wurden, ist noch immer als Ruine erhalten (Wegbeschreibung siehe unten). Nachdem sie jahrelang zwischen Bäumen und Sträuchen versteckt war, wurde sie 2014 und 2016 schrittweise sichtbar gemacht. Gebüsch, Wurzeln und Efeu wurden entfernt und die mit Erde bedeckten Fundamente im Rahmen eines internationalen Workcamps im Sommer 2016 freigelegt. Im Juli 2018 wurden die imposant in den Himmel ragenden Pfeiler zu „Denk-Pfeilern” umgestaltet. Der Rottenburger Bildhauer Ralf Ehmann hat dem Relikt eine zusätzliche Ebene verliehen, indem er an das vordere Pfeilertrio Edelstahllettern in sechs Sprachen angebracht hat. Die Worte „Jeder Mensch hat einen Namen” mahnen uns, aufzustehen gegen Entmenschlichung, egal, ob sie uns während der Beschäftigung mit der Vergangenheit oder jetzt begegnet. Das Ziel unseres Vereins bleibt im konkreten Fall, möglichst viele Namen der bislang weitgehend anonymen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen zu finden und dahinter vorborgene Schicksale zu beleuchten. Ergänzt wird das Ensemble der Pfeiler durch die Plastik „Mantel des Schweigens”, entworfen und umgesetzt von Zehntklässlerinnen und Zehntklässlern des Paul-Klee-Gymnasiums Rottenburg unter der Anleitung von Gregor Schwarz und Ralf Ehmann. Das in Beton gegossene Werk zeigt die Anstrengung (symbolisiert durch Hände), das Leid und die Zwangsarbeit (symbolisiert durch Stacheldraht) der Verschwiegenheit (symbolisiert durch eine Art Mantel) zu entreißen. Am 13. Juli 2018 wurde der so aufgewertete Ort den Kriegsgefangenen und Zwangsarbietern des Lagers Hailfingen/Tailfingen gewidmet – jenen Opfergruppen also, die am Mahnmal für die 601 jüdischen KZ-Häftlinge unberücksicht geblieben waren. Bei dieser Einweihung war der ehemalige Zwangsarbeiter Nikolaus Skaltsas mit seinem Sohn Georgios anwesend, außerdem Theodoros Adamakopoulos, Sohn des ehemaligen Zwangsarbeiters Panagiotis Adamakopoulos. Entstanden ist ein eindrucksvoller Gedenkort, der sich auch für größere Open-Air-Veranstaltungen im Rahmen der Gedenkstättenarbeit eignet. Auch an den 2013 verstorbenen Eduard Rock-Tabarowsky soll an dieser Stelle gedacht werden; seit den 70er-Jahren lieferte er immer wieder persönliche Berichte und leistete einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen, obwohl und weil ihn seine Erinnerungen an die Zeit der Zwangsarbeit zeitlebens stark belasteten. |
Denk-Pfeiler
Foto: 13.7.2018 |
i.ge.de.denkpfeiler_a.jpg (0,8 MB) Quelle: Johannes Kuhn |
Je nach Lichteinfall heben sich die Buchstaben deutlich vom Beton ab und spiegeln die Sonne. |
Nikolaos Sklatsas vor dem
„Mantel des Schweigens”
Foto: 13.7.2018 |
i.ge.de.mantel_a.jpg (0,7 MB) Quelle: Johannes Kuhn |
Auch Nikolaos Skaltsas kämpft mit seinem Besuch gegen das Schweigen und gegen die Anonymität der Opfer. An etwa 30 Mithäftlinge und ihre Namen konnte allein er sich erinnern. |
Wegbeschreibung zu den „Denk-Pfeilern”
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i.ge.de.wegbeschreibung_a.jpg (0,1 MB) Quelle: Johannes Kuhn |
Der Erinnerungsort „Denk-Pfeiler” mit den Relikten einer mithilfe von Gefangenen gebauten Flugzeughalle liegt etwas abgelegen auf Ammerbucher Gemarkung und ist nur zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar. Nach Absprache dürfen PKW während bestimmter Veranstaltungen auf dem Grundstück der Hofkäserei Zimmermann (Schweichingerhöfe) abgestellt werden. Wer für die 1,5 km das Auto nehmen möchte, braucht bislang eine Sondergenehmigung der Gemeinde Ammerbuch. |