Jüdische Häftlinge: Porträts / Dokumente |
Henry Bily |
Henry Bily wurde (als Henry Bilsky) am 28.7.1920 in Paris geboren. Sein Vater Samuel, 1893 in Lututow/Polen geboren, war Kürschner. Er war im Ersten Weltkrieg in der russischen Armee, arbeitete später in Leipzig und ging dann nach Paris. Henry Bily
hatte einen Bruder, Jacques, geboren 1921, und eine Schwester, Mathilde, geboren
am 26.1.1926. Die Familie war nicht gläubig. Die Eltern sprachen jiddisch, die
Kinder nicht. Ende Mai 1940 verließ die Familie wie viele andere Franzosen, die vor den Nazis flohen, Paris in Richtung Süden und kam am 12. Juni in Pessac bei Bordeaux an. Nachdem die Deutschen am 1.7.1940 Bordeaux besetzt hatten, ging Henry Bily nach Paris zurück. Um zu den „Forces Françaises Libres (FFL)” zu gehen, fehlten ihm die nötigen Papiere. Nach der von Studenten in Paris organisierten „Manifestation” am 11.11.1940 musste er auf das Polizeikommissariat, das seine „Aktivitäten” überprüfen wollte. Danach suchte er nach einer Möglichkeit, mit seiner Familie in die „zone libre” zu kommen und fuhr mit dem Zug nach Angoulème. Sie wurden von einem elsässischen Spitzel denunziert und in Rochefoucauld von der Polizei festgenommen. Als sie nach acht Tagen wieder freigelassen wurden, gingen sie wieder nach Bordeaux, wo Henry viele Freunde und alte Bekannte traf. Nachdem der Vater sich nach einer Operation erholt hatte, ging es von Bordeaux erneut über die Demarkationslinie in die zone libre nach Toulouse. Henry Bily beschloss, sich der Résistance anzuschließen, und verließ Toulouse in Richtung Marseille. Weil er die Eltern, die nach Nizza gefahren waren, nicht alleine lassen wollte, verließ er Marseille und kam am 2.4.1941 am Bahnhof in Nizza an. Er traf Freunde aus Paris und akklimatisierte sich schnell. Einer der Freunde gab ihm nach einigen Monaten die Adresse eines in Nizza wohnenden Mitglieds der Résistance-Gruppe „Combat”, die zeitweilig die wichtigste Résistance-Gruppe im städtischen Frankreich mit (geheimem) Sitz in Lyon war. Er beantragte bei Jean Constant, dem damaligen Anführer, die Mitgliedschaft und wurde nach einigen Treffen aufgenommen. Zu seinen Aufgaben gehörte das Verteilen von Flugblättern und Untergrundzeitungen. Er nahm teil an Aktionen gegen die italienischen Nachschubtransporte. Dabei wurde er von der Vichy-Polizei, der garde mobile de sécurité (GMS), verhaftet und verhört. Um freizukommen, berief er sich auf einen Polizeihauptmann, der Mitglied in seiner Résistance-Gruppe war. Da dieser (wahrheitswidrig) bestätigte, Henry Bily sei nicht bei der Aktion gegen einen italienischen Munitionszug beteiligt gewesen, kam er frei. Seine Eltern hatten inzwischen mit Bruder und Schwester in Clans (Haute Saône) Zuflucht gesucht. Nachdem die Deutschen nach der Kapitulation Italiens im September 1943 Nizza besetzt hatten, ging Henry Bily ebenfalls nach Clans. Der Bürgermeister von Clans hatte ein Alarmsystem einrichten lassen, mit dem die „Bewegungen” der von Nizza kommenden Deutschen gemeldet wurden. Die unterhalb des Ortes Clans von der D 2205 abzweigende D 55 war wegen der Serpentinen leicht zu überwachen. Da es verschiedene falsche Alarme gegeben hatte, wurde einer der Alarme nicht ernst genommen. Die Deutschen kamen – unter Alois Brünner – am 23.10.1943 von Nizza nach Clans herauf, verhafteten den Bürgermeister und seine Frau. Zwei Tage später wurden bei einer Razzia 27 der 70 Juden in Clans festgenommen, die übrigen – darunter Henry Bilys Eltern und seine Schwester &dnash; wurden gerettet. Die Verhafteten kamen ins Hotel Excelsior in Nizza und von dort mit dem Zug nach Paris. Im Bahnhof Gare de Lyon versuchte Henry Bily sich zu verstecken, wurde entdeckt und kam schließlich nach Drancy. Henry Bily hat als Einziger überlebt. Am 20.11.1943 wurde er mit dem Konvoi Nr. 62 von Drancy über den Bahnhof Bobigny nach Auschwitz deportiert; in der Transportliste ist als Beruf „Landwirt” angegeben. Nach seiner Ankunft am 23.11.1943 überstand er die Selektion durch einen Zufall und bekam die Nummer 164 444 eintätowiert. Nach der Quarantäne – dort traf er Eric Breuer zum ersten Mal, der ihm eine zusätzliche Portion Erbsensuppe gab – kam er am 11.12.1943 mit einem Kommando nach Buna/Monowitz (Auschwitz III). Nach vier Wochen Arbeit wurde er krank; eine Zyste am Hals musste operiert werden. Nach vier Tagen musste er zurück nach Birkenau. In der Folge hatte er zudem Probleme mit seinem Knöchel. Wie sollte er mit einem kranken Bein arbeiten können? Dr. Lévy aus Straßburg half ihm. Nach einer Woche Ruhe musste er wieder arbeiten und wurde beim Gleisbau eingesetzt. Viele starben, schließlich war er der letzte überlebende Franzose in seinem Kommando und hatte das Glück, ins Kanada-Kommando zu kommen, wo er sechs Monate blieb. Seine beiden Kapos, Max, ein Franzose, und Joop, ein Holländer, behandelten ihn gut und er erholte sich. Er erlebte die Ausgangssperre, die am 20. Juli 1944 wegen des Hitler-Attentats im Lager verhängt wurde, und den Aufstand des Sonderkommandos am 7. Oktober 1944 in Krematorium III/IV. Und er half bei der Vorbereitung eines Fluchtversuchs von russischen Häftlingen. Am 23.10.1944 gab es die ersten Transporte in Richtung Westen; mit dem am 26.10.1944 abgehenden Transport kam Henry Bily am 28.10.1944 nach Stutthof, wo er die Nummer 99 210 erhielt. Stutthof verließ er mit dem Transport am 17.11.1944 in Richtung Hailfingen. Bei diesem Transport traf er Eric Breuer wieder und den damals 14-jährigen Zenon Jehuda Schwarzbaum. In Hailfingen (Natzweiler-Nummer 40 495) wurde er bei Bauarbeiten an den Rollwegen und Hangars eingesetzt. Unter anderem musste er mit einem kleinen Kommando, in dem auch Eric Breuer und Zenon Schwarzbaum waren, Holzpfosten aufstellen. Von Hailfingen wurde er am 7.4.1945 nach Dautmergen deportiert und kam – nach der Auflösung dieses Lagers – nach einem Todesmarsch am 12.4.1945 in Dachau an. Dort wurde ihm durch russische Kommunisten geholfen; sie hatten nach seiner Auschwitz-Nummer gefragt und festgestellt, dass er in Auschwitz bei der „Fluchthilfe” für russische Häftlinge beteiligt gewesen war. Ihren Versuchen, ihn zum Kommunismus zu „bekehren”, widerstand er. Am 29.4.1945 wurde er durch die amerikanische Armee befreit. Auf dem Weg in Richtung Frankreich verbrachte Henry Bily einige Tage in einer von den Franzosen beschlagnahmten Villa auf der Insel Reichenau. Die Reise ging dann durch die Schweiz nach Mulhouse. Ihm wurde verboten, in seinem Zustand – er war krank und wog nur 42 kg – nach Frankreich zurückzukehren, und er sollte in ein Militärkrankenhaus auf der Insel Mainau. Er weigerte sich und fuhr mit dem Zug nach Paris, wo er am 2. Juni 1945 ankam und mit vielen anderen „Heimkehrern” im Hotel Lutetia untergebracht wurde. Er ging von dort zur ehemaligen Wohnung seiner Familie und fand alle wohlbehalten wieder. Eric Breuer hatte schon vorher seiner Familie mitgeteilt, dass er lebt. Henry Bily traf Eric Breuer einige Monate später zufällig in Nizza, wohin er mit Freunden und seiner Schwester Mathilde gefahren war. Eric Breuer hatte ja Henry Bilys Schwester schon in Paris kennengelernt. Destin à part, die Beschreibung seines Lebensabschnittes zwischen 1939 bis 1945, erschien 1995. Henry Bily hat zwei Söhne, Marc und Franck. Er lebte 2008 in Nizza. (Quellen: Volker Mall, Harald Roth: Jeder Mensch hat einen Namen, Berlin 2009; Interview der Shoah-Foundation) |
Ausschnitt Nummernbuch
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kzht.ar.ju.bil_natznr.jpg (0,1 MB) Quellen: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) University of Southern California (USC) |
Henry Bily im Nummernbuch des Stammlagers Natzweiler, in dem 600 Häftlinge aufgelistet wurden, die für den Transport nach Hailfingen bestimmt waren:
Er erscheint hier unter dem Namen „Henri Bilsky” mit der Nummer 40495. Eigentlich hieß er damals Henry Bilsky, hatte sich jedoch bereits für seine Tätigkeit in der Résistance das Pseudonym „Bily” zugelegt. Nach dem Krieg durften Résistance-Teilnehmer ihren Namen offiziell auf ihren Decknamen als Widerstandskämpfer ändern lassen.
Vollständiges Nummernbuch |
Henry Bily 1941
in Toulouse auf der Straße
a) restaurierte Datei (JPG) b) Original-Videostandbild (PNG) |
kzht.ar.ju.bil_bily41_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bil_bily41_b.png (0,8 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Mathilde Bilsky „vor dem Krieg”
a) restaurierte Datei (JPG) b) Original-Videostandbild (PNG) |
kzht.ar.ju.bil_mathilde_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bil_mathilde_b.png (0,6 MB) Quellen: Foto: University of Southern California (USC) Bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin Infos: University of Southern California (USC) Jeder Mensch hat einen Namen |
Das Foto zeigt Mathilde Bilsky (*1926), die kleine Schwester von Henry Bily, vor dem Krieg. Sie war nicht älter als 14 Jahre, als Frankreich Kriegsschauplatz wurde. Sie war die jüngste der drei Geschwister. Später heiratete sie den Mithäftling und Kameraden ihres Bruders: Eric Breuer. Breuer wurde durch seine Tätigkeit als Lagerschreiber und seine frühen Aufzeichnungen zu einem der wichtigsten Zeitzeugen des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen. |
Henry Bilys „Quittung” aus Drancy, 27.10.1943
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kzht.ar.ju.bil_drancykartei_a.jpg (0,1 MB) Quellen: Centre de Documentation Juive Contemporaine (CDJC) Zusatzinfos: Wikipedia „Sammellager Drancy” www.museedelaresistanceenligne.org |
Bei diesem Dokument des Sammellagers Drancy handelt es sich um eine Quittung für die Wertsachen, die der dortigen Lagerpolizei auszuhändigen waren. Die Gefangenen sollten glauben, sie bekämen ihre Habe und ihr Geld später zurück. Die Lagerpolizei wurde wiederum aus den Gefangenen selbst rekrutiert. Zu lesen ist hier: „Lager Drancy – [Quittungs-Nr.] 62 – [Häftlings-]Nr. 7158 – QUITTUNG von Herrn Bilski, Henri – Buffa-Str. 57 – Nizza – über die Summe von achthundertfünfundsechzig Francs – Drancy, den 27. Okt. 1943 – Der Chef der internen Polizei – [Unterschrift]” („Camp de Drancy – 62 – N° 7158 – REÇU de – M. BILSKI Henri – 57 Rue de la Buffa – Nice – la somme de huit cent soixante cinq francs – Drancy le 27 OCT. 1943 – Le chef de la Police Intérieure”) Vom 20 km nordöstlich von Paris gelegenen Drancy aus wurden 90 % der deportierten französischen Juden in Richtung Osten verschleppt. Nur 2.000 der insgesamt ungefähr 65.000 Personen überlebten – einer von ihnen: Henry Bily. |
Transportliste Drancy–Auschwitz
62. Transport Abfahrt 20.11.1944 |
kzht.ar.ju.bil_drancyliste_a.jpg (0,1 MB) Quellen: Centre de Documentation Juive Contemporaine (CDJC) Zusatzinfo: www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/holo/gurs/chr-deport.htm |
Die Transporte von Drancy in die Vernichtungslager im Osten wurden, wie die betroffenen Menschen, durchnummeriert. Auf der oben abgebildeten Transportliste wurde der 62. „convoi” zusammengestellt. Die 118. Person auf der Liste ist Henry Bily (hier: Henri Bilski, 7158), bei dem als Beruf Landwirt angegeben ist. Von den 1200 Menschen, die in diesem Deportationszug vom 20.11. bis zum 23.11.1943 nach Auschwitz transportiert wurden, wurden 914 bereits bei ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau vergast. |
Liste der Zu- und Abgänge in Auschwitz-Monowitz (?)
Zugang: 17.2.44 Abgang: 1.3.44 Bemerkungen: Entlassen |
kzht.ar.ju.bil_entlassung_a.jpg (0,1 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) Zusatzinfo: University of Southern California (USC) |
Auf dieser Liste steht unter der Listen-Nr. 19389, dass Henri „Isr.” Bilsky, Häftlings-Nr. 164 444, am 17.2.44 zugegangen und am 1.3.44 abgegangen sei – Bemerkungen: Entlassen. Wie Henry Billy im Interview der Shoah-Foundation erzählt, bekam er, nachdem er in Auschwitz-Birkenau angekommen war und knapp dem Krematorium entronnen war, die Auschwitznummer tätowiert und wurde brutal desinfiziert. Danach mussten alle nackt im Schnee warten und kamen anschließend in „Quarantäne”, wo er von älteren Häftlingen über die Gaskammern aufgeklärt wurde. Am 13. Dezember 44 wurde er in das wenige Kilometer entfernte Konzentrationslager Buna/Monowitz transportiert, eine Baustelle der IG Farben, auf der ein Werk zur Herstellung des synthetischen Gummis „Buna” gebaut werden sollte. Dort wurde er nach kurzer Zeit Schwerstarbeit krank und kam zunächst zweimal kurz hintereinander in das dortige Krankenrevier. Als die Genesung nicht schnell genug ging, wurde er wieder nach Auschwitz-Birkenau verfrachtet, weil er sich für die IG Farben nicht mehr als Arbeitskraft lohnte. In Birkenau entging er durch Beziehungen zu einem Arzt der geplanten Vergasung und verbrachte längere Zeit in der Krankenstation, bevor er wieder, ab dann in Birkenau, arbeiten konnte. |
Liste der Zu- und Abgänge in Auschwitz-Monowitz (?)
Zugang: 16.3.44 Abgang: 25.3.44 Bemerkungen: nach Birkenau |
kzht.ar.ju.bil_nachbirkenau_a.jpg (0,1 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) Zusatzinfo: University of Southern California (USC) |
Auf dieser Liste steht unter der Listen-Nr. 20792, dass Henri „Isr.” Bilsky, Häftlings-Nr. 164 444, am 16.3.44 zugegangen und am 25.3.44 abgegangen sei – Bemerkungen: nach Birkenau. Es handelt sich um einen späteren Ausschnitt derselben Liste wie im vorangegangen Dokument. Eventuell wurde Henry Bily schon offiziell entlassen, als er ins Krankenrevier von Buna-Monowitz kam. Anschließend wurde er scheinbar am 16.3. wieder eingestellt. Als er nach Birkenau überstellt wurde, wurde das wiederum in dieser Liste vermerkt. |
Die Belegschaft des Blocks 18 von Dachaus KZ-Außenlager Allach
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kzht.ar.ju.bil_block18_a.jpg (0,1 MB) Quelle: Internationaler Suchdienst ITS (International Tracing Service) |
Das Dokument zeigt die Belegschaft des Blocks 18, des Krankenbaus in Dachaus Außenlager Allach, ein Lager, das für die BMW-Fertigung eingerichtet wurde. Henry Bily ist unter dem Namen Henri Billy als Letzter gelistet. (Nationalität und Geburtstag sind richtig vermerkt.) Henry Bily war von Hailfingen nach Dautmergen gekommen und von dort nach Allach transportiert worden wo er am 12.4.1945 ankam (Nummer 156 061). „Am 9. April weckte uns der Kommandant früher als üblich. Nachdem wir uns auf dem Appellplatz aufgestellt hatten, teilte er uns mit, dass das Lager sofort verlassen werden muss und dass wir nach Dachau gingen ... Er erklärte uns die Evakuierung: Die Gesunden zu Fuß, die Kranken mit dem Zug.” Wegen seines kranken Fußgelenks kam für Henry Bily nur der Zug in Frage. „Also gingen sie am 9. April, die kleine „Ratte” auch (Jehuda Schwarzbaum). Der kleine Zedek, ganz allein auf der Welt, konnte Breuer nicht verlassen ... Der Zug bestand aus Güterwagen.” 60 Häftlinge pro Wagen waren 5 Tage und 4 Nächte unterwegs. „Wir kamen am 14. April in Dachau-Allach an.” Er erhielt die Nummer 45 444 und blieb 10 Tage. An Typhus erkrankt kam er in die Krankenbaracke, wie eine handschriftliche Liste der „Belegschaft” vom dortigen Block 18 belegt, die 11 Russen verzeichnet. Dort sei ihm durch russische Kommunisten geholfen worden; sie hatten nach seiner Auschwitz-Nummer gefragt und festgestellt, dass er in Auschwitz an der „Fluchthilfe” für russische Häftlinge beteiligt war. Ihren Versuchen, ihn zum Kommunismus zu „bekehren” widerstand er. Am 30. April 1945 wurde er in Allach durch die amerikanische Armee befreit. (Quellen: Interview der Shoah-Foundation, Code 32 381, 10.6.1997. Transportliste Dautmergen S. 179, Nr. 573. Zugang Allach Ordner 134, S. 22; Block 18: Ordner 148, S. 8. Ordner 215, S. 27: „Liberated in Allach”. Henry Bily, Destin à part, Paris 1995, S. 150 ff.) |
Pierre Charles Dabouis: „Camp d'Allach. Un typhique du block 18.”
Zeichnung: 1945 Musée d'histoire contemporaine, Paris |
kzht.ar.ju.bil_dabouis_a.jpg (0,1 MB) Quelle: http://www.hdbg.de/ Haus der Bayerischen Geschichte |
Bereits 1945 hat Pierre Charles Dabouis einen Typhuskranken aus Allachs Block 18 künstlerisch festgehalten. Block 18 war derselbe Block, in dem auch Henry Bily, nachdem er sich wenige Tage vor der Befreiung mit Typhus angesteckt hatte, untergebracht wurde. Die Zeichnung, die im Museum zeitgenössischer Geschichte in Paris hängt, können wir an dieser Stelle leider nicht in höherer Auflösung zeigen. |
Marc Bily, Herbst 1951
a) restaurierte Datei (JPG) b) Original-Videostandbild (PNG) |
kzht.ar.ju.bil_marcbily_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bil_marcbily_b.png (0,8 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Marc (*1947), Henry Bilys Sohn von seiner ersten Frau Rose-France Levy, als 4½-Jähriger an einem sehr windigen Tag im Herbst 1951. Später sollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten und ebenfalls im Krawattenhandel arbeiten. |
Familienfoto von ca. 1961: (v.l.) „Madame Bilsky”, Eliane Gubernatis, Frank Bily.
a) restaurierte Datei (JPG) b) Original-Videostandbild (PNG) |
kzht.ar.ju.bil_familie60er_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bil_familie60er_b.png (0,8 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Dieses Familienfoto wurde wenige Jahre vor dem Tod von Henry Bilys Mutter (*1899) aufgenommen; neben ihr Bilys zweite Frau Eliane Gubernatis und der gemeinsame Sohn Frank (*1958). |
Frank Bily 1962/63
a) restaurierte Datei (JPG) b) Original-Videostandbild (PNG) |
kzht.ar.ju.bil_frankbily_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bil_frankbily_b.png (0,7 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Frank Bily, Henry Bilys zweiter Sohn, als 4-Jähriger. 1986 beendete er sein Medizinstudium und ließ sich als Arzt nieder. An diesem Tag legte Henry Bily seine Arbeit im Krawattenhandel nieder, ging in den Ruhestand und widmete sich vermehrt seinem Engagement in verschiedenen Vereinen. |
Samuel Bilsky, laut Henry Bily 1980
a) restaurierte Datei (JPG) b) Original-Videostandbild (PNG) |
kzht.ar.ju.bil_samuel_a.jpg (0,1 MB) kzht.ar.ju.bil_samuel_b.png (0,8 MB) Quelle: University of Southern California (USC) Bearbeitung: Johannes Kuhn, Berlin |
Das Foto, das Samuel Bilsky zeigt, wurde laut seinem Sohn Henry Bily 1980 aufgenommen, kurz vor dem Tod des Vaters. Demnach ist er als 86- oder 87-Jähriger zu sehen. Samuel Bilsky wurde 1893 im damals noch russischen, später polnischen Lotutow geboren. Er wurde 1912 in den polnischen Wehrdienst eingezogen, dann brach der Erste Weltkrieg aus, so dass er bis 1917 in der Armee bleiben musste. Anschließend wohnte er mit seiner aus Lodz/Polen stammenden Frau in Brüssel, ungefähr 1919 zog er nach Paris, wo auch seine Schwester oder die Schwester seiner Frau wohnte – seine Frau selbst zog kurz darauf nach. Er wurde, wie seine (oder ihre) Schwester, Kürschner, verdiente also mit Pelzkleidung sein Geld. Nach Frankreich zog er aber, weil er es, wie auch andere Juden aus Mitteleuropa, als Land der Freiheit, der Menschenrechte und der Trikolore sah. Im Juli 1920 freilich erblickte der kleine Henry in Paris das Licht der Welt. Er verbrachte dort seine frühe Kindheit. Auch Samuels Mutter, also Henrys Großmutter, zog nach Paris. Wenn sie da war, wurde ihr zu Liebe gebetet. Eigentlich wurden die Kinder nicht sehr religiös erzogen. Trotzdem musste die jüdische Familie 1940 in den Süden Frankreichs fliehen. Und es standen sehr schwierige Jahre bevor. Mehr erfahren Sie im Interview der Shoah-Foundation |
a) Vollständige Transkription und Übersetzung des USC-Interviews mit Henry Bily (1997)
Version 3.4.2014 79 Seiten b) Tondatei Tape 1 (27:54 min) c) Tondatei Tape 2 (28:36 min) d) Tondatei Tape 3 (28:06 min) e) Tondatei Tape 4 (29:13 min) f) Tondatei Tape 5 (23:58 min) (mp3, 160 kBits, 48 kHz, stereo) |
kzht.ar.ju.bil_usctrans_a.pdf (1,3 MB) kzht.ar.ju.bil_usctape1_b.mp3 (31,9 MB) kzht.ar.ju.bil_usctape2_c.mp3 (32,7 MB) kzht.ar.ju.bil_usctape3_d.mp3 (32,1 MB) kzht.ar.ju.bil_usctape4_e.mp3 (33,4 MB) kzht.ar.ju.bil_usctape5_f.mp3 (27,4 MB) Quellen: University of Southern California (USC) Transkription und Übersetzung: Barbara Faget, Horb |
Henry Bily gab am 10.6.1997 ein ausführliches Interview für die „Shoah Foundation”. Die Shoah Foundation, vollständig „Survivors of the Shoah Visual History Foundation” genannt, ist eine 1994 vom US-amerikanischen Regisseur Steven Spielberg gegründete gemeinnützige Organisation in den USA, die weltweit und in großem Umfang Schilderungen von Überlebenden des Holocaust auf Video aufnahm, um sie nachfolgenden Generationen als Unterrichts- und Ausbildungsmaterial zugänglich zu machen. Mitte der 2000er Jahre wurde die Shoah Foundation an die University of Southern California (USC) in Los Angeles an das dort gegründete Shoah Foundation Institute for Visual History and Education übergeleitet, das das gesammelte und archivierte Material inzwischen in dessen Visual History Archive zu Forschungs- und Lehrzwecken bereitstellt. Im Auftrag des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.” wurde das komplette, fast zweistündige USC-Interview mit Henry Bily transkribiert und übersetzt. |