Jüdische Häftlinge: Porträts / Dokumente
Isak Abrahamovitz
Isak Abrahamovitz wurde am 15.10.1898 geboren, er hatte eine Familie bestehend aus seiner Frau, einer Tochter und drei Söhnen. Die älteren beiden Söhne Berko und Salomon (später: Sam Baron) wurden 1926 bzw. 1929 geboren. Der Familienvater war Fabrikarbeiter in Alsobisztra, seine Frau machte den Haushalt. 1938 wurde er von der tschechischen Armee eingezogen, bei der er bis 1942 diente. Die ganze Familie kam 1944 ins Ghetto Iza. Fluchtversuche wurden nicht unternommen, da seine Frau die Familie zusammenhalten wollte. Sechs Wochen später wurde die Familie doch getrennt. Isaks Frau, seine 2-jährige Tochter und sein damals 12-jähriger jüngster Sohn wurden in Auschwitz-Birkenau ausselektiert und vergast. Kapo Wolf sorgte dafür, dass Isak in das gleiche Kommando kam wie sein Sohn Salomon, während sein Sohn Berko in der Kleiderabteilung arbeitete. Später wurde die bis dahin am Leben gebliebene Hälfte der Familie nach Stutthof deportiert, wo Isak unter der Nummer 99 147 aufgeführt wird. Ende November 1944 kamen die drei nach Hailfingen auf den Flugplatz. Isak war nicht mehr in der Lage zu arbeiten und wurde depressiv. Während seine Söhne arbeiteten, wurde er, wie er am Abend erzählte, im Hangar vom jüdischen Kapo (laut Sam Baron von Abram Stuttmann) heftig geschlagen. Dort bekam man auch kein Essen. Motivationsversuche der beiden Söhne scheiterten. Er starb am 7.2.1945. Sein Sohn Sam Baron gibt 1971 zu Protokoll:
„Nach den Schlägen hat sich mein Vater nicht mehr aus dem Bett erhoben. Mir kam es damals vor, als ob mein Vater nach den Schlägen nicht mehr besonders erinnerungsfähig war. Er sprach oft zusammenhangslos und immer weniger. Offensichtlich war sein Lebenswille durch die Schläge völlig gebrochen worden. Mein Vater ist zwei Wochen nach den Schlägen verstorben und später in einem Massengrab begraben worden."
Sein ältester Sohn Berko stirbt etwa zwei Monate später in Bergen-Belsen. Sam Baron ist der einzige Überlebende der 6-köpfigen Familie, er besuchte zur Eröffnung der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen Anfang Juni 2010 das Grab seines Vaters.
(Quelle: Volker Mall, Harald Roth: Jeder Mensch hat einen Namen, Berlin 2009)
Miniatur Isak Abrahamovitz im Nummernbuch
Ausschnitt Nummernbuch

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Quelle:
Internationaler Suchdienst ITS
(International Tracing Service)
Isak Abrahamovitz im Nummernbuch des Stammlagers Natzweiler, in dem 600 Häftlinge aufgelistet wurden, die für den Transport nach Hailfingen bestimmt waren. Hier wird er unter der Nummer 40458 geführt.
Isak Abrahamovitz’ Sohn Sam Baron spricht über seinen Vater, 4.6.2010, Dokumentationsraum Tailfingen.
Länge: 6:07 min

a) Videodatei zum Download
(die gleiche wie die rechts)

b) Tondatei desselben Ausschnitts (mp3, 192 kBit/s, 48 kHz, mono)

c) Transkript und dt. Untertitel dieses Ausschnitts als Fließtext (pdf)


kzht.ar.ju.abr2_dokuraumvater_a.flv (30,7  MB)
kzht.ar.ju.abr2_dokuraumvater_b.mp3 (3,6  MB)
kzht.ar.ju.abr2_dokuraumvater_c.pdf (0,1  MB)

Quellen:
Video: Johannes Kuhn/Thomas Orr, Berlin
Übersetzung: Johannes Kuhn (+Thomas Orr/Henry Orr)
Stichwortartige Inhaltsangabe:
Erziehung, Arbeit, Verhältnis, Solidarität, Tod in Hailfingen, Kapo Abram Stuttman, Todesursache, Leichenlager
(Im Seminarraum der Gedenkstätte ist der Ausschnitt in besserer Qualität abrufbar.)
Zwei weitere Ausschnitte des Interviews, die ebenfalls mit Isak Abrahamovitz zu tun haben
Miniatur Isak Abrahamovitz auf Gedenktafel
Namenstafel auf dem Friedhof Tailfingen bei deren Einweihung am 6.6.2010

a) Tafel mit 73 Namen inkl. Geburtsdaten.
b) Provisorium
c) Am Tag der Einweihung durch die Tailfinger Pfarrerin Sybille Silber: Junge Gemeindemitglieder verlesen die Namen. In der ersten Reihe sitzen: (v. l. n. r.) Tova Baron, Sam Baron (früher: Salomon Abrahamovitz), Mordechai Ciechanower

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kzht.ar.ju.abr2_tafelpro_1.zip (4,5  MB)

Quelle: Johannes Kuhn, Berlin
Am 6.6.2010 wurde auf dem Tailfinger Friedhof eine Gedenktafel mit den Namen aller 73 dort begrabenen Häftlinge eingeweiht, die von der evangelischen Kirchengemeinde Tailfingen gestiftet wurde. Denn, dass es sich um 72 unbekannte KZ-Häftlinge handelt, wie auf dem nebenstehenden, alten Holzkreuz zu lesen ist, stimmt seit 2005 nicht mehr. Zunächst wurde die Tafel nur provisorisch aufgestellt, da über den endgültigen Anbringungsort noch debattiert werden musste.
Der erste Name auf der Tafel ist Isak Abrahamovitz. Am Tag der Einweihung besuchte Sam Baron das Grab seines Vaters.
Weitere Fotos am Grab
Miniatur Gedenktafel
Namenstafel (endgültig angebracht)

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kzht.ar.ju.abr2_tafelend_1.zip (14,1  MB)

Quelle: Volker Mall, Herrenberg
Im August 2010 wurde die Namenstafel auf dem Tailfinger Friedhof endgültig angebracht. Wie auch die alte Informationstafel an der Startbahn, wurde das alte Kreuz hinter dem Grab an Ort und Stelle belassen.



KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen